Afrikanische Elefanten kommunizieren unter anderem durch tiefe Groll-Laute, die ganz unterschiedliche Bedeutungen haben können. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Tiere dabei allein am Klang erkennen können, ob sich eine Lautäußerung an sie richtet.
Beim Gedanken an die Laute von Elefanten fällt den meisten Menschen wohl zuerst ihr markantes Trompeten ein. Doch tatsächlich verfügen die grauen Giganten über ein wesentlich größeres Repertoire, um akustisch mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Dazu gehören die sogenannten „Rumbles“: Rufe mit einer niedrigen Frequenz, die einem tiefen Grollen ähneln. Darunter findet sich beispielsweise das „Kontakt-Grollen“, mit dem sich die Tiere außer Sichtweite verständigen, das „Begrüßungs-Grollen“, welches die Tiere äußern, wenn sie sich einander nahekommen, und das „Pflege-Grollen“, das von weiblichen Tieren abgegeben wird, wenn sie sich um ein Kalb kümmern.
Schon länger ist bekannt, dass sich am Klang des Grollens Afrikanischer Elefanten (Loxodonta africana) erkennen lässt, welches Tier diesen geäußert hat. In einer aktuellen Studie sind Forschende nun der Frage nachgegangen, ob sich den Rufen auch entnehmen lässt, an wen sie sich jeweils richten.
Klanganalyse mithilfe von künstlicher Intelligenz
Um die Groll-Laute dahingehend zu analysieren, setzte das Team um Michael Pardo und George Wittemyer zunächst auf künstliche Intelligenz: Mithilfe des sogenannten maschinellen Lernens untersuchten die Forschenden, ob sich anhand der Klangeigenschaften eines Rufes vorhersagen lässt, welchen Artgenossen ein Tier damit adressierte. Dazu verwendeten sie Tonaufnahmen von Groll-Lauten der drei oben erwähnten Typen, bei denen jeweils sowohl der Urheber als auch der Empfänger bekannt war. Die fast fünfhundert Aufzeichnungen hatten sie zuvor im Verlauf von mehreren Jahrzehnten in Kenia gesammelt.
Das Ergebnis: Bei einem beträchtlichen Teil der Rufe ließ sich am Klang erkennen, an wen ein Tier diesen gerichtet hatte. Das war insbesondere bei erwachsenen Tieren der Fall und vor allem bei Kontakt- und Pflege-Rumbles.
Lautsprecher in der Natur: Die Probe aufs Exempel
Die Rufe eines Elefanten scheinen also mitunter einen namenähnlichen Bestandteil zu enthalten, der Rückschlüsse auf den Empfänger zulässt. Doch kommt diese Information auch tatsächlich bei den Adressaten an? Um das herauszufinden, führten die Forschenden ein Experiment mit insgesamt 17 Elefanten im Samburu-Nationalreservat in Kenia durch. Dabei spielten sie den Tieren jeweils Groll-Tonaufnahmen eines Artgenossen vor, die sich entweder an sie oder an ein anderes Tier richteten, und beobachteten ihre Reaktion. Es zeigte sich: War ein Elefant der Adressat eines Rufs, der aus dem Lautsprecher erklang, näherte er sich diesem schneller an, begann früher, selbst Laute zu erzeugen, und gab insgesamt mehr Rufe ab.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass erwachsene weibliche Elefanten ihre Artgenossen mitunter beim „Namen“ rufen: Ihr Grollen enthält offenbar Bestandteile, an denen andere Elefanten erkennen, dass sie gemeint sind. Das wirft die Frage auf, ob verschiedene Elefanten dasselbe Tier mit demselben „Namen“ ansprechen. Hinsichtlich dieses Aspekts erlaubt die Untersuchung allerdings keine eindeutige Antwort: Die Analyse ergab zwar, dass Rufe verschiedener Elefanten mit demselben Adressaten sich sehr ähneln; mithilfe künstlicher Intelligenz war es aber nicht möglich, den Empfänger eines Rufs auch wirklich Urheber-übergreifend vorherzusagen. Das könnte einerseits bedeuten, dass die Tiere ähnliche, aber nicht einheitliche „Namen“ für ihre Artgenossen verwenden – das unklare Ergebnis könnte dem Team zufolge aber auch am beschränkten Datensatz liegen, der nicht viele Rufe unterschiedlicher Urheber mit dem gleichen Adressaten umfasste.
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