Hunde riechen Stress bei Menschen

Hunde sind uns in ihrer geruchlichen Wahrnehmung weit überlegen. Doch welche Informationen können die Vierbeiner mithilfe ihrer Nase über unsere Gemütslage erlangen? Eine aktuelle Studie zeigt, dass Hunde anhand unseres Atem- und Schweißgeruchs sogar wahrnehmen können, ob wir gestresst sind.

von Sophia Marie Quante

Was dieser Hund wohl gerade riecht? (Foto: Daniela Jakob via Pixabay, zugeschnitten)

Während wir Menschen uns gern „einen Überblick verschaffen“, verlassen Hunde sich bei der Wahrnehmung ihrer Umwelt vor allem auf ihren Geruchssinn. Eine aktuelle Studie liefert interessante Einblicke, welche Hinweise wir den Spürnasen mit unseren Körpergerüchen geben. Darin untersuchten Forschende, ob Hunde anhand von menschlichen Geruchsproben den Unterschied zwischen verschiedenen Stresszuständen erschnüffeln können.

Training zur Geruchsunterscheidung

In einem mehrstufigen Trainingsprozess lernten die Hunde zunächst, eine menschliche Schweiß- und Atemprobe unter zwei neutralen Geruchsproben anzuzeigen. Dazu brachte das Forschungsteam um Clara Wilson und Catherine Reeve den Tieren mithilfe von Futterbelohnungen bei, mit ihrer Schnauze auf den Menschengeruch zu deuten. Im nächsten Schritt wurde einer der beiden neutralen Gerüche durch die Geruchsprobe einer weiteren Person ersetzt, die Hunde wurden aber weiterhin nur dann belohnt, wenn sie mit der Schnauze auf den Geruch der Person wiesen, den sie bereits aus dem ersten Schritt kannten.  

Der Geruchstest

Von anfänglich zwanzig Hunden absolvierten vier das Training erfolgreich und schafften es somit in die abschließende Testphase. Hier präsentierten ihnen die Forschenden zunächst in mehreren Durchgängen die Geruchsprobe einer neuen, unbekannten Person im gestressten Zustand neben zwei neutralen Gerüchen. Die Probe hatten die Forschenden zuvor gesammelt, nachdem die entsprechende Person unter Zeitdruck Rechenaufgaben lösen musste. Für die Hunde galt es wiederum, die menschliche Geruchsprobe anzuzeigen. Im zweiten Schritt wurde wie im Training einer der neutralen Gerüche ausgetauscht – diesmal aber nicht durch die Probe einer anderen Person, sondern durch eine Geruchsprobe derselben Person, die unter „Normalbedingung“ gesammelt wurde. Würde es den Hunden gelingen, wie im Training die Geruchsprobe zu identifizieren, die sie bereits aus dem vorherigen Schritt kannten? Das beeindruckende Ergebnis: Die Hunde entschieden sich zu durchschnittlich 94 % für die „Stress-Geruchsprobe“ – sie konnten sie also von der Geruchsprobe der gleichen Person im nicht gestressten Zustand unterscheiden.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Hunde in der Lage sind, verschiedene psychologische Zustände einer einzelnen Person anhand von Veränderungen im Körpergeruch zu unterscheiden. Offen bleibt dabei jedoch nicht nur die spannende Frage, welche Duftstoffe genau der Hundenase unseren Zustand verraten – sondern auch, ob die Tiere eine Vorstellung davon haben, was der veränderte Geruch in Bezug auf unsere Gemütslage tatsächlich bedeutet.


Zur Fach-Publikation:
Wilson, C.; Campbell, K.; Petzel, Z. & Reeve, C. (2022). Dogs can discriminate between human baseline and psychological stress condition odours. Plos one 17(9): e0274143.

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