Asiatische Kreuzspinnen manipulieren die Leuchtsignale von Glühwürmchen – und locken so weitere Beute an

Wenn männliche Glühwürmchen einer asiatischen Spinne Netz gehen, bringt diese sie laut einer aktuellen Studie dazu, Weibchen-typische Leuchtsignale abzugeben. Das lockt offenbar andere Glühwürmchen-Männchen an, die sich dann ebenfalls in den klebrigen Fäden verfangen.

von Niklas Kästner

Eine Kreuzspinne der Art Araneus ventricosus mit zwei Glühwürmchen in ihrem Netz (Foto: Xinhua Fu, zugeschnitten)

Männliche Glühwürmchen der Art Abscondita terminalis fliegen auf der Suche nach Weibchen umher und geben dabei immer wieder eine rasche Folge von Blinksignalen mit ihren zwei Leuchtorganen ab. Die Weibchen hingegen verharren meist in der Vegetation und produzieren einzelne Lichtimpulse mit nur einem Leuchtorgan. Einer aktuellen Studie zufolge macht sich die asiatische Kreuzspinne Araneus ventricosus die Signale der Insekten zunutze, um ihre Chancen auf Beute zu erhöhen.

Weibchen-typisches Blinken im Spinnennetz

Im Rahmen eines Freilandexperiments beobachteten Forschende um Xinhua Fu und Daiqin Li insgesamt 161 Spinnennetze, in denen sich männliche Glühwürmchen verfangen hatten. Dabei stellten sie fest, dass sich das Leuchtverhalten der Tiere dort mitunter drastisch von dem für sie typischen Muster unterschied: Sie brachten nur noch ein Leuchtorgan zum Einsatz und erzeugten damit Lichtimpulse, die denen ihrer weiblichen Artgenossen glichen. Interessanterweise war das allerdings nur dann der Fall, wenn auch eine Spinne im Netz anwesend war – was darauf schließen lässt, dass die Jägerin etwas mit dem veränderten Leuchtverhalten zu tun hat.

Veränderte Lichtsignale führen zu mehr Beute

Das Experiment des Teams zeigte darüber hinaus, dass die Spinnen offenbar erheblich vom veränderten Leuchtmuster ihrer Beute profitieren. So verfingen sich in Netzen, in denen sich eine Spinne und ein Weibchen-typisch blinkendes Glühwürmchen-Männchen befand, deutlich mehr von dessen Artgenossen als in Netzen ohne Spinne, in denen die Glühwürmchen entsprechend Männchen-typisch blinkten. Der gleiche Unterschied bestand auch zu Netzen, in denen zwar sowohl eine Spinne als auch ein männliches Glühwürmchen anwesend waren, die Forschenden aber zuvor die Leuchtorgane des Insekts mit Tinte überdeckt hatten.

Fazit

Zusammengenommen legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass Kreuzspinnen der Art Araneus ventricosus gezielt das Leuchtmuster männlicher Glühwürmchen manipulieren, um mehr von deren Artgenossen in ihr Netz zu locken. Wie genau das veränderte Leuchtverhalten der Insekten zustande kommt, ist dabei noch nicht geklärt. Möglicherweise spielt dabei ein charakteristisches Beiß- und Wickelverhalten der Spinnen eine entscheidende Rolle, das die Forschenden im Rahmen des Experiments beobachteten – und das die Spinnen ausschließlich gegenüber leuchtfähigen Glühwürmchen zeigten.


Zur Fach-Publikation:
Fu, X.; Yu, L.; Zhou, W.; Lei, C.; Jackson, R. R.; Kuntner, M. (…) & Li, D. (2024): Spider manipulates and exploits firefly’s bioluminescent signals. Current Biology.

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