Wenn wir mit kleinen Kindern sprechen, verändert sich häufig der Klang unserer Stimme. In einer aktuellen Studie beschreiben Forschende ein ähnliches Phänomen bei Großen Tümmlern: So pfeifen Mütter offenbar in einer anderen Tonlage, wenn sie mit ihren Kälbern kommunizieren.
Den meisten Menschen dürfte „Babysprache“ ein Begriff sein: Oftmals verfallen wir in eine spezielle Redeweise, wenn wir mit kleinen Kindern sprechen. Vor Kurzem berichteten Forschende, dass sich auch die Stimmfarbe von Fledermausmüttern verändert, wenn sie Laute an ihre Jungen richten. Allerdings erzeugen die Fledermäuse spezielle Rufe, die sie nur gegenüber ihren Jungtieren und nicht gegenüber erwachsenen Artgenossen einsetzen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass sich bei Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) ähnlich wie bei uns Menschen der Klang der gleichen Lautäußerungen verändert – abhängig davon, ob sie ein Kalb mit sich führen oder nicht.
Pfiffe von Weibchen mit und ohne Nachwuchs
Bei den Lauten im Fokus der Studie handelt es sich um bestimmte Pfiffe der Delfine. Diese sogenannten Signaturpfiffe („signature whistles“) haben eine Besonderheit: Jedes Tier produziert seine eigene Variante, die als individuelles Erkennungssignal dient und den Tümmlern hilft, miteinander Kontakt zu halten.
Für die Studie analysierten Forschende um Leala Sayigh und Frants Jensen die Signaturpfiffe weiblicher Großer Tümmler vor der Küste Floridas. Die Tiere werden dort im Rahmen eines Forschungsprojekts seit mehr als dreißig Jahren regelmäßig medizinisch untersucht, wobei auch ihre Lautäußerungen aufgezeichnet werden. So existierten von insgesamt 19 Weibchen Aufnahmen sowohl aus Jahren, in denen sie ein Kalb mit sich führten, als auch aus Jahren, in denen das nicht der Fall war.
Unterschiede in maximaler Tonhöhe und Tonumfang
Ein Vergleich der Aufzeichnungen zeigte: Hatten die Weibchen Nachwuchs, klangen ihre Signaturpfiffe anders. Sie erreichten höhere Töne und die Spannweite zwischen den tiefen und hohen Tönen war größer – Merkmale, die auch die menschliche „Babysprache“ auszeichnen. Dies schien nicht daran zu liegen, dass die Weibchen während der Aufzeichnung aufgeregter waren, wenn sie Kälber mit sich führten: So stießen die Tiere die Rufe beispielsweise nicht häufiger aus, was ein Anzeichen für Stress wäre.
Fazit
Die Studie zeigt, dass sich die Stimme weiblicher Großer Tümmler verändert, wenn sie Kälber mit sich führen. Auf Grundlage der Ergebnisse lässt sich allerdings nicht sagen, ob die Delfine ähnlich wie Menschen ihre Stimme bloß dann modulieren, wenn sie mit ihrem Nachwuchs kommunizieren – oder ob die Pfiffe von säugenden Weibchen vielleicht sogar durchgehend anders klingen. Unabhängig davon halten es die Forschenden für möglich, dass die besondere Tonlage wie bei uns Menschen eine Funktion erfüllt: So könnte sie die Bindung zwischen Mutter und Kalb fördern und die Stimmentwicklung des Nachwuchses unterstützen.
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