Tiere in Menschenhand gelangen meist ohne Aufwand an ihr Futter. Haben sie die Wahl, entscheiden sich manche von ihnen jedoch freiwillig dafür, sich ihre Nahrung zu erarbeiten. Für Katzen gilt das den Ergebnissen einer aktuellen Studie zufolge allerdings nicht.
Während die meisten Wildtiere viel Zeit und Energie für die Nahrungsbeschaffung aufwenden, ist das bei Tieren in Menschenhand für gewöhnlich nicht nötig. Dafür plagt diese häufig ein anderes Problem: Langeweile. Zur Abhilfe gibt es verschiedene Beschäftigungsangebote, bei denen die Tiere bestimmte Aufgaben lösen müssen, um an ihr Futter zu gelangen. Manche von ihnen nutzen diese sogar dann, wenn sie ihr Futter auch umsonst bekämen (Fachbegriff: Contrafreeloading). In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende, ob das auch auf Hauskatzen zutrifft.
Die Studie
Bei der Untersuchung setzten die Forscher*innen Mikel Delgado, Brandon Sang Gyu Han und Melissa Bain auf die Mitarbeit von Privatpersonen mit jeweils einer männlichen oder weiblichen Katze ohne Freigang. Die Halter*innen machten ihre Tiere zunächst mit einem Futterpuzzle vertraut: Bei diesem galt es für die Katzen, ihr Trockenfutter mit den Pfoten aus verschiedenen Hohlräumen zu angeln.
Anschließend bekamen die Tiere an mehreren Tagen gleichzeitig jeweils die Hälfte ihrer gewöhnlichen Futterrationen auf verschiedene Weise angeboten: Auf einem frei zugänglichen Teller und direkt daneben im Futterpuzzle. Die Halter*innen filmten das Verhalten der Katzen für 30 Minuten und die Forschenden werteten die Aufnahmen anschließend aus.
Das Ergebnis
Im Schnitt zeigten die Katzen eine deutliche Vorliebe für das frei verfügbare Futter: 10 von 17 untersuchten Tieren fraßen sogar über 90 Prozent ihrer Nahrung vom Teller. Zwar gab es auch einzelne Katzen, die große Mengen Futter aus dem Puzzle angelten. Diese Tiere – allesamt Kater – fraßen aber stets nahezu alle Nahrung, die ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Bei ihnen scheint also der Hunger eine größere Rolle gespielt zu haben als die Motivation zur Beschäftigung.
Fazit
Das Ergebnis der Studie legt nahe, dass Katzen nicht freiwillig für ihr Futter arbeiten, wenn sie auch ohne besonderen Aufwand daran gelangen können. Die Forschenden halten es für möglich, dass die Ökologie der Tiere dabei eine entscheidende Rolle spielt: Ihre wilden Verwandten sind Ansitzjäger – und freilebende Katzen verbringen vergleichsweise wenig Zeit mit der Suche nach Nahrung. Insofern könnte es sein, dass Hauskatzen bei der Nahrungsaufnahme grundsätzlich die energieeffizienteste Methode wählen. Daneben lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die Art der ihnen gestellten Aufgabe von Bedeutung ist – vielleicht war das Futterpuzzle für die Tiere schlichtweg kein besonders attraktives Beschäftigungsangebot.
Zur Fach-Publikation:
Delgado, M. M.; Sang Gyu Han, B. & Bain, M. J. (2021): Domestic cats (Felis catus) prefer freely available food over food that requires effort. Animal Cognition.
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