Parfümierte Prachtbienen haben bessere Paarungschancen

Männliche Prachtbienen sammeln Duftstoffe aus Blüten, Harzen oder vermoderndem Holz und speichern diese in speziellen Taschen an ihren Hinterbeinen. Eine aktuelle Studie zeigt nun erstmals: Das selbst angemischte Parfüm der Männchen ist entscheidend für ihren Erfolg bei den Weibchen.

von Niklas Kästner

Ein Männchen der Prachtbienenart Euglossa dilemma (Foto: Thomas Eltz)

Männliche Prachtbienen spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber für verschiedene Orchideenarten. An den Blüten der Pflanzen sammeln sie allerdings keinen Nektar – sondern Duftstoffe. Diese lösen sie zunächst in einer fettreichen Substanz, welche sie dann in Taschen an ihren Hinterbeinen befördern. Dort mischen sie nach und nach ihr eigenes Parfüm, das sich von Prachtbienenart zu Prachtbienenart unterscheidet und neben Duftstoffen aus Blüten auch solche aus anderen Quellen wie Pilzen, Harzen oder vermoderndem Holz enthält. Doch was steckt hinter diesem besonderen Verhalten der Insekten? In einer aktuellen Studie sind Forschende um Jonas Henske und Thomas Eltz dieser Frage auf den Grund gegangen.

Balzverhalten von Prachtbienen

Schon länger wird vermutet, dass das Parfüm der männlichen Prachtbienen im Zuge der Fortpflanzung eine Rolle spielt. Denn die Insekten scheinen es aktiv freizusetzen, während sie an Pflanzenstämmen auf den Besuch paarungsbereiter Weibchen warten. Allerdings war bislang nicht klar, ob der selbst angemischte Duft weibliche Bienen anziehen soll – oder männliche abschrecken. Denn es kommt immer wieder vor, dass auf Weibchen wartende Bienen Besuch von einem Konkurrenten erhalten, der sie mitunter von ihrem Balzplatz vertreibt.

Parfümierte und unparfümierte Bienen

Um herauszufinden, wie sich das Parfüm auf den Wettbewerb mit anderen Männchen und den Erfolg bei den Weibchen auswirkt, führten die Forschenden ein Experiment durch. Dabei entließen sie Männchen der Prachtbienenart Euglossa dilemma gemeinsam mit weiblichen Artgenossen in große Gehege. Da die männlichen Tiere kurz zuvor geschlüpft waren, hatten sie bis dahin keine Gelegenheit, Duftstoffe zu sammeln. Allerdings hatte das Team bei der Hälfte von ihnen die Hinterbeintaschen mit Parfüm von wildlebenden Artgenossen befüllt, sodass sich dementsprechend Bienenmännchen mit und ohne Parfum in den Gehegen befanden. Die Forschenden beobachteten anschließend das Verhalten der männlichen Bienen und bestimmten zudem mittels DNA-Analysen ihren Fortpflanzungserfolg.

Einfluss des Parfüms auf Männchen und Weibchen

Wenn das Parfüm den Bienenmännchen der Abschreckung ihrer Konkurrenten dient, wäre zu erwarten, dass parfümierte Männchen seltener von ihren Balzplätzen vertrieben werden als solche ohne Parfüm. Tatsächlich zeigten die Beobachtungen aber sogar das Gegenteil: Erhielt ein parfümiertes Männchen Besuch von einem Artgenossen, verließ es deutlich häufiger seinen Balzplatz.

Der Duft der Prachtbienen scheint also nicht die Chancen beim Wettbewerb innerhalb des eigenen Geschlechts zu verbessern. Doch wie sah es in Bezug auf den Erfolg bei den Weibchen aus? Am Ende des Versuchs hatten neun von 13 parfümierten Männchen Nachwuchs gezeugt, ein Großteil davon gleich mit mehreren Weibchen. Anders war das Bild bei den Männchen ohne Parfüm: Hier befruchtete nur eins von 13 Tieren ein einziges Weibchen. Und ausgerechnet dieses Männchen hatte es geschafft, sich im Gehege selbst ein Parfüm zuzulegen – Vermutungen der Forschenden zufolge, indem es sich an den Hinterbeinen eines Konkurrenten bediente.

Fazit

Seit vielen Jahrzehnten sind Forschende vom Duftstoffsammeln der Prachtbienen fasziniert. Die Ergebnisse der Studie lassen nun erstmals einen klaren Schluss auf dessen Funktion zu: Offensichtlich ist das Parfüm der Männchen ausschlaggebend für ihren Erfolg bei den Weibchen.

Eine spannende Frage für zukünftige Untersuchungen ist, ob die Bienenweibchen bestimmte Duftzusammenstellungen bevorzugen. Denn die Forschenden halten es für möglich, dass das Parfüm eines Männchens Rückschlüsse auf dessen Qualitäten erlaubt. Schließlich ist das Sammeln der flüchtigen Substanzen recht aufwändig – weshalb sich vermutlich nicht jede männliche Prachtbiene ein attraktives Parfüm leisten kann.


Zur Fach-Publikation:
Henske, J.; Saleh, N. W.; Chouvenc, T.; Ramírez, S. R. & Eltz, T. (2023): Function of environment-derived male perfumes in orchid bees. Current Biology 33.

Weitere Literatur:
Ramírez, S. R. (2009): Orchid bees. Current Biology 19.

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