Viele Tiere werden bei begrenztem Nahrungsangebot aggressiver. Das ist laut einer aktuellen Studie bei den Raupen des Monarchfalters nicht anders: Sie schlagen ihre Konkurrenten mit Kopfstößen in die Flucht.
Beim Fressen hört die Freundschaft oftmals auf – das ist auch im Tierreich nicht anders. Wenn das Nahrungsangebot begrenzt ist, werden viele Tiere aggressiver. Selbst solche, von denen man es vielleicht nicht unbedingt erwarten würde: Eine aktuelle Studie beschreibt, wie die Raupen des Monarchfalters (Danaus plexippus) beim Kampf um Nahrung ihre Artgenossen mit Kopfstößen vertreiben.
Die Studie
Für den Versuch sammelte ein Forschungsteam um die Wissenschaftler Joseph Collie und Alex Keene Monarchfalterraupen innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets an der Ostküste Floridas. Anschließend konnten sich die Tiere an Blättern von Seidenpflanzen satt fressen – diese stehen auch in freier Wildbahn hauptsächlich auf ihrem Speiseplan. Dann setzten die Forschenden jeweils vier Raupen zusammen in eine Kunststoffschale. Dort trafen die Tiere auf unterschiedliche Futterportionen: In einigen Schalen befand sich ein 0,4 g wiegendes Seidenpflanzenblatt, in anderen ein nur halb so schweres Stück. Damit alle Raupen ähnlich hungrig aufeinandertrafen, kamen sie zuvor für eine Stunde auf Futterentzug. Die Frage hinter diesem Versuch: Wie würde die Nahrungsverfügbarkeit das Verhalten der Tiere beeinflussen?
Die Ergebnisse
Die Raupen waren beim spärlicheren Nahrungsangebot wesentlich aggressiver: Bei der kleineren Portion attackierten sich die Tiere untereinander in zehn Minuten durchschnittlich mehr als dreimal so häufig. Wie sieht eine solche Raupenattacke aus? Die Tiere schlagen mit einem kräftigen Kopfstoß in Richtung ihrer Kontrahenten aus (siehe Video). Das zeigt tatsächlich Wirkung: Mehr als die Hälfte der angegriffenen Raupen verließ unmittelbar nach einer Attacke das Blatt!
Unabhängig von der Futterportion kam es dabei zwischen älteren Tieren wesentlich häufiger zu Auseinandersetzungen als zwischen jüngeren. Dies liegt vermutlich daran, dass die Raupen mit steigendem Alter an Körpergröße zulegen – und deshalb einen größeren Nahrungsbedarf haben.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass die Raupen des Monarchfalters bei Nahrungsknappheit deutlich angriffslustiger werden – und damit ihre Artgenossen in die Flucht schlagen. Das könnte unter natürlichen Bedingungen von Vorteil sein: Monarchfalterraupen „entblättern“ ihre Futterpflanzen üblicherweise bis auf den Stängel. So kann die Nahrung schon mal knapp werden – insbesondere in den späteren Lebensphasen der Raupen. Ein besseres Durchsetzungsvermögen könnte dabei helfen, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.
Zur Fach-Publikation:
Collie, J.; Granela, O.; Brown, E, B. & Keene, A. C. (2020): Aggression is induced by resource limitation in the monarch caterpillar. iScience 101791.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.