Männliche Kattas reiben Drüsensekret in ihre buschigen Schwänze. Bisher wusste man, dass sie mit diesem „Parfüm“ Signale an ihre Konkurrenten aussenden. Eine aktuelle Studie zeigt: In der Paarungszeit interessieren sich auch die Weibchen für den Geruch.
Kattas (Lemur catta) sind vermutlich die bekanntesten unter den Lemuren. Sie leben im Südwesten Madagaskars in kleinen gemischt-geschlechtlichen Gruppen. An den Handgelenken tragen sie Drüsen, die bei männlichen Tieren besonders stark ausgebildet sind. Mit dem Sekret daraus markieren die Männchen nicht nur Baumstämme und Äste in ihrem Revier. Sie reiben es auch in ihre buschigen Schwänze und wedeln dann damit – eine optimale Methode, die im Sekret enthaltenen Duftstoffe in der Luft zu verteilen.
Bisher war bekannt, dass der so verbreitete Geruch bei der Auseinandersetzung mit anderen Männchen eine Rolle spielt. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie legen nahe, dass das „Parfüm“ darüber hinaus auch Signale für die Weibchen enthält.
Die Studie
Die Wissenschaftler*innen um Mika Shirasu, Satomi Ito und Kazushige Touhara beobachteten, dass weibliche Kattas während der Paarungszeit viel häufiger an den Duftmarken von Männchen rochen als sonst. Sie fragten sich: Liegt das bloß am gesteigerten Interesse der Weibchen am anderen Geschlecht oder riechen die Männchen zu dieser Zeit auch anders? Um das zu untersuchen, führten sie ein Experiment durch. Sie präsentierten weiblichen paarungsbereiten Kattas Baumwoll-Bäusche mit verschiedenen Zusätzen: Entweder Männchen-Sekret, das sie während der Paarungszeit gesammelt hatten, oder Männchen-Sekret, das sie außerhalb der Paarungszeit gesammelt hatten.
Das Ergebnis: Die Katta-Weibchen rochen wesentlich länger am Baumwoll-Bausch mit dem während der Paarungszeit gesammelten Sekret. Der Duft der Männchen schien sich also in dieser Phase tatsächlich verändert zu haben und für die Weibchen interessanter geworden zu sein.
Auch für menschliche Nasen rochen die Sekret-Proben der Männchen unterschiedlich. Die Wissenschaftler*innen beschreiben den Duft während der Paarungszeit als süßer und fruchtiger als sonst. Dem Team gelang es durch chemische Analysen sogar, die dafür verantwortlichen Inhaltsstoffe zu identifizieren.
Was sagt der Duft den Weibchen?
Das gesteigerte Interesse der Weibchen lässt darauf schließen, dass sie dem Geruch der Männchen in der Paarungszeit Informationen entnehmen. Welche könnten das sein?
Die Forscher*innen stellten fest, dass das männliche Sexualhormon Testosteron die Ausschüttung der entscheidenden Inhaltsstoffe im Sekret kontrolliert. Verabreichten sie männlichen Kattas das Hormon außerhalb der Paarungszeit, stieg die Konzentration der fruchtig-süßen Duftstoffe an. Das Team vermutet, dass der Botenstoff nicht nur als „An“- und „Aus“-Schalter fungiert, sondern dass auch gilt: Je mehr Testosteron, desto intensiver der fruchtig-süße Geruch. Wenn das stimmt, könnte es sein, dass das „Parfüm“ eines Männchens den Weibchen Rückschlüsse auf dessen Testosteron-Spiegel erlaubt.
Fazit
Alles in allem liefern die Ergebnisse der Studie gute Argumente dafür, dass das Duftsekret männlicher Kattas zur Paarungszeit Signale für das andere Geschlecht enthält. Offen bleibt zwar zunächst, was die Weibchen durch den Geruch erfahren und welche Konsequenzen sie daraus für die Partnerwahl ziehen. Aber vielleicht verraten Folge-Studien auch darüber bald mehr.
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