Absicht oder nicht? Hunde bemerken einen Unterschied

Hunde gelten als der beste Freund des Menschen. Doch wie gut verstehen sie uns wirklich? Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass die Vierbeiner sogar unterscheiden können, ob ein Mensch ihnen freiwillig oder unfreiwillig eine Belohnung vorenthält.

von Sophia Marie Quante

Der beste Freund des Menschen: Wie gut verstehen Hunde uns wirklich?
Der beste Freund des Menschen: Wie gut verstehen Hunde uns wirklich? (Foto: Vizslafotozas via Pixabay, zugeschnitten)

Wenn wir beim Gassigehen im Park vergnügt durch eine Pfütze springen, dann ist das für uns etwas vollkommen anderes, als wenn uns jemand anrempelt und wir in die Pfütze treten. Doch sieht das unser Hund genauso? Immerhin ist das Ergebnis in beiden Fällen das gleiche: Frauchen bzw. Herrchen hat nasse Füße. In einer aktuellen Studie gingen Forschende der Frage nach, ob Hunde zwischen derartigen beabsichtigten und unbeabsichtigten Handlungen unterscheiden können. Dazu führten sie ein Experiment durch, das in ähnlicher Form auch bei Kleinkindern und nicht-menschlichen Primaten eingesetzt wird.

Die Studie

Die Forschenden um Britta Schünemann, Judith Keller und Juliane Bräuer gewöhnten Hunde zunächst an folgende Situation: Die Tiere saßen vor einer Plexiglasscheibe, hinter der sich eine Experimentatorin befand. Diese fütterte die Hunde durch einen Spalt in der Scheibe mit Leckerlis.

Sprachen die Hunde gut darauf an, begann für sie der eigentliche Versuch. Dabei erlebten sie zwei verschiedene Bedingungen: In der einen verweigerte die Experimentatorin dem Hund das Leckerli absichtlich. Dazu hielt sie es ihm zunächst hin, um es dann jedoch plötzlich zurückzuziehen und vor sich auf den Boden zu legen. Dabei rief sie deutlich „Ha-ha!“. In der anderen versuchte die Experimentatorin den Hund zu füttern – doch es gelang ihr nicht, da der Spalt in der Plexiglasscheibe geschlossen war. Sie rief deutlich „Oh!“ und platzierte die Belohnung auf dem Boden. In beiden Fällen wiederholte die Experimentatorin das jeweilige Verhalten bis zu fünfmal oder so lange, bis der Hund um die Plexiglasscheibe herumlief und sich die Leckerlis schnappte.

Die Experimentatorin verweigert das Leckerli absichtlich (Video: Schünemann & Keller et al. 2021, Lizenz: CC BY 4.0; zugeschnitten)
Eine Trennwand verhindert die Übergabe des Leckerlis (Video: Schünemann & Keller et al. 2021, Lizenz: CC BY 4.0; zugeschnitten)

Das Ergebnis

Tatsächlich verhielten sich die Hunde unterschiedlich, abhängig vom Grund, warum ihnen der Leckerbissen vorenthalten blieb. Wenn ihnen die Belohnung absichtlich verweigert wurde, warteten die Hunde deutlich länger, bis sie um die Plexiglasschiebe herum zu der Experimentatorin liefen. Außerdem stellten sie in dieser Situation häufiger das Schwanzwedeln ein und setzten oder legten sich hin.

Fazit

Der Ausgang der Studie legt nahe, dass Hunde absichtliche von unabsichtlichen Handlungen unterscheiden können. Aber haben sie wirklich eine Vorstellung von den Intentionen anderer? Warten sie in der „Ha-ha!“-Bedingung länger hinter der Plexiglasscheibe, weil sie wissen, dass die Experimentatorin ihnen das Leckerli gar nicht geben möchte – oder sind sie schlichtweg verunsichert? Das lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht sicher sagen, wie auch die Forschenden einräumen. Doch die Ergebnisse deuten zumindest darauf hin, dass Hunde uns noch besser verstehen, als bislang bekannt war. 


Zur Fach-Publikation:
Schünemann, B., Keller, J., Rakoczy, H., Behne, T. & Bräuer, J. (2021): Dogs distinguish human intentional and unintentional action. Scientific Reports 11.

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2 Kommentare

  1. Wir bitten um Entschuldigung, der Kommentar ist uns leider durchgerutscht. Das ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt!
    Um einen solchen Effekt zu vermeiden, wurden daher vor der Konfrontation mit den zwei verschiedenen Bedingungen alle Hunde an die Situation gewöhnt, indem sie durch einen Spalt in der Scheibe mit Leckerlis gefüttert wurden. In dem darauffolgenden Experiment wurden die beiden Bedingungen den Hunden dann in ausbalancierter Reihenfolge präsentiert: Die Hälfte der Hunde wurde zunächst mit der „Ha ha!“-Bedingung konfrontiert, während die andere Hälfte der Tiere zuerst in der „Oh!“-Bedingung getestet wurden.

    Viele Grüße,
    Sophia

  2. Ist es denn nicht denkbar, dass der Hund nach dem ersten Durchlauf mit der Situation bereits vertraut war und beim zweiten mal weniger Hemmungen hatte das Futter vor aus unmittelbarer Nähe der Versuchsleiterin weg zu nehmen?

    Das wäre meine erste Vermutung zu dem gemessenen Unterschied. Wäre der Versuch nicht sinnvoller mit getrennten Gruppen von Hunden, die nur eine Prozedur durchfahren?

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