Hilft das Erdmagnetfeld Hunden bei der Orientierung?

Hunde sind wahre Meister der Orientierung – selbst wenn sie sich in einer Umgebung nicht auskennen. Eine aktuelle Studie fand Hinweise darauf, dass ihnen bei der Navigation das Erdmagnetfeld helfen könnte.

von Niklas Kästner

Orientieren sich Hunde am Erdmagnetfeld?
Hilft das Erdmagnetfeld Hunden bei der Orientierung? (Foto: Alexas Fotos via Pixabay)

Manche Hunde haben eine besondere Begabung, den Heimweg zu finden – selbst wenn sie in einer Umgebung fremd sind. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass ihnen das Erdmagnetfeld bei der Orientierung helfen könnte.

Die Studie

Ein Forschungsteam um Kateřina Benediktová und Hynerk Burda stattete für eine Untersuchung Jagdhunde verschiedener Rassen mit GPS-Halsbändern und Kameras aus. Die Hundehalter*innen gingen wiederholt in unterschiedlichen Waldgebieten mit den Tieren spazieren, und erlaubten ihnen, sich weit von ihnen zu entfernen. Sobald die Tiere einer Spur in den Wald gefolgt und mindestens 100 Meter entfernt waren, stoppten die Besitzer*innen, versteckten sich und warteten auf die Rückkehr der Hunde. Dank der GPS-Halsbänder konnten die Wege der Hunde genauestens verfolgt und später ausgewertet werden.

Zwei der Hunde aus der Studie, ausgestattet mit GPS-Halsband und Kamera (Foto: Benediktová et al. 2020, Lizenz: CC BY 4.0; zugeschnitten)

Wie finden die Hunde zurück?

Alle Hunde fanden nach ihren Exkursionen zurück – doch verfolgten sie dabei unterschiedliche Strategien. Die meisten Hunde erreichten ihren Ausgangspunkt auf dem gleichen Weg, vermutlich ihrer eigenen Geruchsspur folgend. Etwa ein Drittel wählte allerdings eine völlig neue Strecke.

Bei genauerer Analyse der Laufwege fiel den Forscher*innen auf: Ein großer Teil der Hunde, die einen unbekannten Weg zurück wählten, schlug nicht direkt die Richtung zum Ausgangspunkt ein. Stattdessen liefen die Tiere zunächst für etwa 20 Meter entlang der Nord-Süd Achse des Erdmagnetfelds und wechselten erst dann die Richtung.

Was hat es mit diesem „Kompass-Lauf“, wie ihn die Autor*innen der Studie nennen, auf sich? Das lässt sich nicht sicher sagen. Das Forschungsteam vermutet, dass er den Hunden dabei helfen könnte, ihren „inneren Kompass“ zu justieren und so Fehler bei der Navigation zu verringern. Eine plausbile Hypothese – die in zukünftigen Studien überprüft werden kann.

Fazit

In früheren Studien zeigte sich bereits, dass Hunde das Erdmagnetfeld wahrnehmen können. Das Ergebnis der aktuellen Untersuchung legt nahe, dass es tatsächlich eine Rolle bei der Navigation in unbekanntem Terrain spielen könnte. Das ist ein spannendes Ergebnis – auch wenn die genaue Funktion des Kompass-Laufs bei der Orientierung vorerst noch unklar bleibt.


Zur Fach-Publikation:
Benediktová, K.; Adámková, J.; Svoboda, J.; Painter, M. S.; Bartos, L.; Nováková, P.; Vynikalová, L.; Hart, V.; Phillips, J. & Burda, H. (2020): Magnetic alignment enhances homing efficiency of hunting dogs. eLife 9: e55080.

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4 Kommentare

  1. nachdem mein 4 Monaten alter King Charles Cavalier wegen einem Schlag durch einen elektrischen Zaun in Panik geriet und wild davon rannte, war ich überzeugt, den Hund finde ich nicht mehr. Als ich zu meinem Auto, das auf einem ca. 500 Meter entfernten Parkplatz stand, zurückrannte, sah ich dass mein Hund neben dem Auto sass. Zu erwähnen ist, wir waren das erste mal dort.

  2. Gabs da nicht mal eine Untersuchung, nach der sich Hunde beim Koten nach dem Erdmagnetfeld ausrichten?
    Kann man ausschliessen, dass sie sich nach festen Landmarken / Landgerüchen orientieren? ( ich meine, so wie Menschen sich orientieren: am roten Haus rechts Richtung Fernsehturm , könnte man sich orientieren am Fuchskotgeruch vorbei Richtung Misthaufengeruch…) Nur so Ideen. Sehr spannend.
    Weiss man von anderen Tieren, dass sie „technisch“ das Magnetfekd wahrnehmen können?

    1. Ganz genau, an der Untersuchung zur Ausrichtung beim Koten war auch der Letztautor dieser Studie, Hynek Burda beteiligt. 🙂

      In der Studie wurden diverse mögliche Einflüsse berücksichtigt, darunter auch, wie vertraut die Tiere mit der Umgebung waren oder der Stand der Sonne. Beide Aspekte schienen keine Auswirkungen auf das Rückkehrverhalten der Tiere zu haben.

      Dennoch schließt auch das Forscherteam nicht aus, dass die Hunde mehrere Formen der Orientierung nutzten. Das Rückkehren zum Ausgangspunkt kann ihnen auch über einen Mechanismus gelungen sein, der “Pfad-Integration” heißt, und mit dem zum Beispiel auch Wüstenameisen zu ihrem Nest zurückfinden (dabei werden Richtung und Länge einzelner Streckenabschnitte miteinander verrechnet und so der direkte Weg zum Ausganspunkt bestimmt).

      Aber der “Kompass-Lauf” selbst lässt sich nur über den Magnetsinn überzeugend erklären. Und dass so viele Hunde ihn in dieser Situation zeigten, legt nahe, dass er irgendwie bei der Orientierung hilft. Wir sind selbst gespannt, ob seine Funktion in zukünftigen Studien noch genauer entschlüsselt wird! 🙂

      Und ja, mittlerweile weiß man von einigen Tieren, dass sie das Erdmagnetfeld prinzipiell wahrnehmen können – und es zur Navigation nutzen, z.B. viele Vogelarten!

      Herzlichen Dank für das Interesse, viele Grüße

      Niklas Kästner

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