Eine aktuelle Studie an Wanderalbatrossen zeigt: Bei ängstlichen Männchen kommen Trennungen von der Partnerin häufiger vor als bei mutigeren Artgenossen. Grund dafür könnte sein, dass erstere beim Auftauchen von Rivalen eher das Weite suchen.
Wanderalbatrosse (Diomedea exulans) bleiben einander für gewöhnlich ein Leben lang treu. Doch auch ohne dass einer der Partner stirbt, kommt es in seltenen Fällen zu einem Partnerwechsel. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie legen nahe, dass die Persönlichkeit der Männchen die Wahrscheinlichkeit für eine solche „Scheidung“ beeinflussen kann.
Persönlichkeit und Paarbeziehung
Im Rahmen der Untersuchung analysierten Forschende um Ruijiao Sun und Stephanie Jenouvrier Daten aus einer Brutkolonie von Wanderalbatrossen auf der Île de la Possession im Indischen Ozean, wo die Vögel bereits seit Jahrzehnten erforscht werden. Dabei untersuchten sie, ob ein Zusammenhang zwischen der Scheidungsrate der Vögel und ihrer Ängstlichkeit besteht. Letztere wird bei den Vögeln seit 2008 mit einem standardisierten Vorgehen ermittelt. Dazu wird eingestuft, wie ein brütender Albatros sich verhält, wenn eine Person sich ihm bis auf fünf Meter nähert. Die Skala reicht dabei vom Ausbleiben einer Reaktion über Zwischenstufen wie Kopfheben, Rufen oder Aufstehen bis zum Verlassen des Nests (wobei Letzteres offenbar äußerst selten vorkommt).
Tatsächlich ergab die Auswertung einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Scheidungsrate und der Persönlichkeit der männlichen Albatrosse: Je ängstlicher ein Männchen war, desto wahrscheinlicher endete seine Beziehung mit einer Trennung.
Fazit
Wie lässt sich dieses Ergebnis erklären? In der untersuchten Albatrospopulation leben weniger Weibchen als Männchen. Daher kommt es häufig vor, dass männliche Vögel einen Artgenossen herausfordern, um ihm die Partnerin abspenstig zu machen. Die Forschenden halten es für möglich, dass ängstliche Albatrosse eher die Flucht ergreifen, wenn ein Rivale auftaucht, und deshalb eine höhere Scheidungsrate aufweisen.
Zu dieser Erklärung passt auch, dass die Forschenden bei den Weibchen keinen Zusammenhang zwischen Ängstlichkeit und Scheidungsrate fanden. Denn aufgrund des Männchenüberschusses müssen diese sich für eine Chance zur Fortpflanzung nicht gegenseitig die Brutpartner streitig machen.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.