Wärmeres Meerwasser steigert Scheidungsrate bei Albatrossen

Schwarzbrauenalbatros-Paare bleiben sich für gewöhnlich viele Jahre treu. Mitunter kommt es jedoch zu einem Partnerwechsel. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit dafür nicht nur vom Bruterfolg, sondern auch von den Umweltbedingungen abhängt.

von Niklas Kästner

Schwarzbrauenalbatrosse bleiben sich üblicherweise über viele Jahre treu – gelegentlich gibt es jedoch auch "Scheidungen"
Schwarzbrauenalbatrosse bleiben sich üblicherweise über viele Jahre treu (Foto: Francesco Ventura, zugeschnitten)

Schwarzbrauenalbatrosse (Thalassarche melanophris) verbringen den größten Teil ihres Lebens über dem Meer. Doch zur alljährlichen Brutzeit finden sie sich in großen Kolonien an Land zusammen, um mit ihrem Partner ein einzelnes Küken großzuziehen.

Obwohl Männchen und Weibchen einander für gewöhnlich über viele Jahre treu sind, kommt es manchmal zu einer sogenannten „Scheidung“ – also dazu, dass die Vögel mit einem neuen Partner brüten. In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende um Francesco Ventura und Paulo Catry, welche Faktoren einen solchen Partnerwechsel begünstigen. Dazu analysierten sie Daten einer etwa 15.000 Paare umfassenden Brutkolonie auf den Falklandinseln, die seit 2003 im Rahmen einer Langzeitstudie beobachtet wird.

Bruterfolg und Meerwassertemperatur beeinflussen die Scheidungsrate

Es zeigte sich: Pro Jahr brütete bei durchschnittlich 3,7 Prozent der im Vorjahr beobachteten Albatros-Paare mindestens einer der Vögel mit einem neuen Partner – und das obwohl beide Tiere noch lebten. Dabei war die Wahrscheinlichkeit für einen Partnerwechsel besonders hoch, wenn aus dem Ei eines Paars in der vorherigen Saison kein Küken geschlüpft war. Doch auch die Umweltbedingungen wirkten sich auf die Scheidungsrate aus: Je höher die Oberflächentemperatur des Meers in einem Jahr war, desto eher brüteten die Vögel in der darauffolgenden Brutsaison mit einem neuen Partner – und zwar auch dann, wenn die vorhergehende Brut erfolgreich verlaufen war.

Albatroskolonie
Die Albatrosse brüten in großen Kolonien, die oft aus tausenden Vögeln bestehen (Foto: Francesco Ventura)

Fazit

Dass ausbleibender Bruterfolg einen Partnerwechsel begünstigt, ist bereits bei verschiedenen Vogelarten beschrieben worden. In vielen Fällen verbessern die Tiere dadurch ihre Fortpflanzungschancen. Unklar ist jedoch, wie sich der Einfluss der Meerwassertemperatur auf die Scheidungsrate der Albatrosse erklären lässt. Die Forschenden nehmen an, dass die Nahrungsverfügbarkeit dabei eine entscheidende Rolle spielt. Denn mit steigender Oberflächentemperatur sinkt die Produktivität im Meer und die Vögel finden weniger zu fressen. Das stellt sie vermutlich vor besondere Herausforderungen – die letztlich dazu führen, dass in der folgenden Brutsaison mehr Paare getrennte Wege gehen.


Zur Fach-Publikation:
Ventura, F.; Granadeiro, J. P.; Lukacs P. M.; Kuepfer, A. & Catry, P. (2021): Environmental variability directly affects the prevalence of divorce in monogamous albatrosses. Proceedings of the Royal Society B.

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