Ringelgänse haben nach einem Partnerwechsel ein erhöhtes Sterberisiko

Ringelgänse verpaaren sich für viele Jahre. Meist führt erst der Tod eines der Vögel zu einer Neuverpaarung. Eine aktuelle Studie zeigt: Nach einem Partnerwechsel überleben die Gänse seltener bis zur nächsten Brutsaison.

von Niklas Kästner

Ringelgänse bilden monogame Paare
Ringelgans-Paare bleiben meist viele Jahre zusammen (Foto: Russ via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 2.0)

Während Monogamie bei Säugetieren eher selten vorkommt, brüten etwa 90 Prozent aller Vogelarten als Paar. Bei einigen hält die Beziehung nur für eine Brutsaison, bei anderen für viele Jahre. Zu letzteren gehört die Ringelgans (Branta bernicla), deren „Scheidungsrate“ mit unter 5 Prozent extrem gering ist. Zu einer Neuverpaarung kommt es bei diesen Vögeln in den meisten Fällen durch den Tod des Partners bzw. der Partnerin. Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein solcher Partnerwechsel erhebliche Konsequenzen haben kann.

Die Studie

Für die Untersuchung konnte das Forschungsteam um Alan Leach und Sean Boyd auf einen großen Datensatz zurückgreifen: Über 26 Jahre wurden Ringelgänse in einem Brutgebiet in Alaska regelmäßig beringt und beobachtet. Je nach Saison brüten dort zwischen 650 und 7500 Paare.

Das Team ermittelte für über 3000 männliche und weibliche Gänse, ob die Vögel zu einer bestimmten Brutsaison ihren Partner oder ihre Partnerin gewechselt hatten. Darüber hinaus erfassten sie, ob die Gänse bis zur nächsten Saison überlebten und ob sie dann erneut brüteten. Diese Daten untersuchten sie anschließend auf Zusammenhänge.

Das Ergebnis: Ringelgänse, die sich neu verpaart hatten, starben deutlich häufiger bis zur nächsten Brutsaison. Und diejenigigen von ihnen, die überlebten, brüteten im Folgejahr wesentlich seltener.

Fazit

Das Ergebnis der Studie unterstreicht die Bedeutung der dauerhaften Paarbindung für Arten wie die Ringelgans: Ein Partnerwechsel hat Konsequenzen sowohl für den Fortpflanzungserfolg als auch für das Sterberisiko. Wie genau kommt dieser Zusammenhang zustande? Ist die Neuverpaarung selbst die Ursache oder wirkt der Verlust des vorherigen Brutpartners nach? Diese Fragen lassen sich nur durch weitere Untersuchungen beantworten.


Zur Fach-Publikation:
Leach, A. G.; Riecke, T. V.; Sedinger, J. S.; Ward, D. H. & Boyd, W. S. (2020): Mate Fidelity Improves Survival and Breeding Propensity of a Long-lived Bird. Journal of Animal Ecology.

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