Brasilianische Frösche bilden zur Fortpflanzung Harems

Bei einer brasilianischen Froschart pflanzen sich während der monatelangen Paarungszeit mehrere Weibchen ausschließlich mit einem Männchen fort – und auch dieses hält ihnen die Treue. Ein solches Paarungssystem war bei Amphibien bisher unbekannt.

von Niklas Kästner

Thoropa taophora Männchen
Ein Männchen der untersuchten Art (Foto: Célio Haddad, zugeschnitten)

Im Tierreich gibt es eine große Vielfalt unterschiedlicher Paarungssysteme. An einem Ende des Spektrums gibt es Arten, die monogame Paare bilden. Am anderen Ende gibt es Arten, bei denen es bei der Fortpflanzung wild durcheinander geht. Eine aktuelle Studie an südamerikanischen Fröschen beschreibt ein Paarungssystem, das bei Amphibien bisher nicht bekannt war: Bei der Art Thoropa taophora paaren sich mehrere Weibchen ausschließlich mit einem Männchen – und auch dieses bleibt ihnen treu.

Die Studie

Um einen umfassenden Einblick in das „Liebesleben“ der Frösche zu kommen, beobachtete das Forschungsteam um Fábio de Sá und Célio Haddad ihr Verhalten direkt in ihrem Verbreitungsgebiet im brasilianischen Regenwald. Zusätzlich griffen die Wissenschaftler*innen auf Ergebnisse von Vaterschaftsanalysen aus einer früheren Untersuchung zurück.

Das Paarungssystem von Thoropa taophora

Die nachtaktiven Frösche der Art Thoropa taophora pflanzen sich in flachen Wassertümpeln fort, die sich auf Gestein bilden. Anders als bei Froscharten in Mitteleuropa dauert die Paarungszeit bei ihnen zehn Monate. Während dieser Zeit kommt es wiederholt zur Paarung und Eiablage. Die Frosch-Männchen beanspruchen jeweils einen Tümpel für sich und verteidigen ihn erbittert gegen Konkurrenten. Die Forscher*innen beobachteten, wie sie andere Männchen ansprangen, nach ihnen traten oder sie umklammerten – und ihnen dabei verhornte Dornen an den Daumen in die Haut drückten.

Ein Männchen der untersuchten Art mit Laich (Foto: Fábio de Sá, zugeschnitten)

Überraschenderweise stellte das Forschungsteam fest, dass jeder „Tümpelinhaber“ sich während der gesamten Paarungszeit ausschließlich mit zwei Weibchen fortpflanzte – und dass diese auch ihm treu blieben. Zwischen den Paarungspartnerinnen eines Männchens schien dabei eine Rangordnung zu bestehen: Während das Männchen sich mit dem dominanten Weibchen paarte, saß das unterlegene Weibchen bewegungslos daneben. Passend dazu stammten durchschnittlich 86 Prozent des Nachwuchses in einem Wassertümpel von den dominanten Weibchen.

Für die Unterschiede im Fortpflanzungserfolg zwischen den weiblichen Fröschen könnte es allerdings noch einen anderen Grund geben: Die Weibchen fraßen wiederholt Eier aus dem Tümpel – wovon das Männchen sie jedoch rasch abhielt. Ob sie dabei gezielt die Eier ihrer Konkurrentinnen auswählten, bleibt vorerst offen.

Fazit

Paarungssysteme, bei denen ein Männchen sich mit mehreren Weibchen fortpflanzt, sind in der Tierwelt nichts Ungewöhnliches. Die brasilianischen Frösche sind jedoch die ersten Amphibien, bei denen eine solche „Harem“-Struktur entdeckt wurde. Hoffentlich verraten uns zukünftige Studien mehr über das Verhalten dieser spannenden Art.


Zur Fach-Publikation:
de Sá, F. P.; Consolmagno, R. C.; Muralidhar, P.; Brasileiro, C. A.; Zamudio, K. R. & Haddad, C. F: B. (2020): Unexpected reproductive fidelity in a polygynous frog. Science Advances 6: eaay1539.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert