Die soziale Struktur von Löwenrudeln hängt mit dem Beutevorkommen zusammen

Die Mitglieder eines Löwenrudels sind nicht ständig gemeinsam unterwegs, sondern teilen sich häufig in Untergruppen auf. Wie oft das geschieht, hängt laut einer aktuellen Studie mit dem Beutevorkommen im Streifgebiet der Tiere zusammen.

von Niklas Kästner

Löwen leben in Rudeln aus durchschnittlich einem guten Dutzend Tieren - deren Mitglieder sind aber nicht immer gemeinsam unterwegs
Löwen leben in Rudeln aus durchschnittlich einem guten Dutzend Tieren – deren Mitglieder sind aber nicht immer gemeinsam unterwegs (Foto: The Lilac Breasted Roller via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 2.0, zugeschnitten)

Afrikanische Löwen (Panthera leo) leben in Rudeln aus durchschnittlich einem guten Dutzend Weibchen und wenigen männlichen Tieren, bei denen es sich meist um Brüder handelt. Während die männlichen Löwen über kurz oder lang von überlegenen Rivalen vertrieben werden, bleibt die Zusammensetzung des restlichen Rudels stabil und verändert sich hauptsächlich durch Todesfälle und Geburten. Doch obwohl sich alle Tiere des Rudels kennen und einander regelmäßig begegnen, sind sie nicht immer gemeinsam unterwegs. Häufig bilden sich Untergruppen, deren Mitglieder besonders viel Zeit miteinander verbringen. Wie stark ein Rudel dazu neigt, sich so aufzuteilen, hängt laut einer aktuellen Studie mit Eigenschaften der Beute zusammen, die im Streifgebiet zur Verfügung steht.

Die Studie

Ein Forschungsteam um Moreangels Mbiza und Andrew Loveridge untersuchte im Nordwesten Simbabwes die soziale Struktur von Löwenrudeln. Im Verlauf von vier Jahren spürten die Wissenschaftler*innen die Mitglieder von vier Rudeln regelmäßig auf und notierten, wer mit wem unterwegs war. Außerdem sammelten sie fortwährend Informationen über das Beutevorkommen in den Streifgebieten der Rudel. Dessen Zusammensetzung ist im Verlauf eines Jahres nicht konstant, sondern verändert sich abhängig von der Witterung und den ökologischen Bedingungen. Anschließend überprüften die Forscher*innen, ob es zwischen der sozialen Struktur der Löwenrudel und dem Beutevorkommen einen Zusammenhang gab.

Das Ergebnis: Die Neigung eines Rudels, sich in Untergruppen aufzuspalten, hing deutlich mit der gerade vorherrschenden Beuteverfügbarkeit zusammen. Je mehr Beutetiere im Streifgebiet unterwegs waren, je gleichmäßiger diese verteilt waren und je kleiner die vorhandenen Arten durchschnittlich waren, desto eher teilten sich die Rudel auf.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die Beuteverfügbarkeit Auswirkungen auf die soziale Struktur von Löwenrudeln hat. Das klingt plausibel: Größe, Menge und Verteilung der Beutetiere beeinflussen vermutlich, wie viele Löwen für die Jagd nötig sind und wie viele Jäger von einem erlegten Tier satt werden.

Allerdings ist bei der Interpretation der Ergebnisse zumindest ein gewisses Maß an Vorsicht geboten. In der Studie wurde nur ein Zusammenhang zwischen Beutevorkommen und sozialer Struktur festgestellt. Wie dieser Zusammenhang zustande kommt, lässt sich zwar mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vermuten – aber anhand der gesammelten Daten nicht belegen.


Zur Fach-Publikation:
Mbizah, M. M.; Farine, D. R.; Valeix, M.; Hunt, J. E.; Macdonald, D. W. & Loveridge, A. J. (2020): Effect of ecological factors on fine-scale patterns of social structure in African lions. Journal of Animal Ecology.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert