In einer aktuellen Untersuchung präsentierten Forschende Eichelhähern verschiedene Taschenspielertricks. Interessanterweise fielen die Vögel nicht auf jede Täuschung herein: Anders als bei uns Menschen wecken bestimmte Handbewegungen bei ihnen anscheinend keine falschen Erwartungen.
Viele Zaubertricks basieren auf Täuschungen. Sie erwecken den Anschein von Magie, indem sie Schwachstellen in unserer Wahrnehmung ausnutzen. Vor diesem Hintergrund hatte ein Forschungsteam um Elias Garcia-Pelegrin und Nicola Clayton eine Idee: Wenn wir untersuchen, wie Tiere auf Zaubertricks reagieren – dann sollte uns das etwas darüber verraten, wie sie die Welt wahrnehmen. Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung setzte das Team diese Idee in die Tat um und präsentierte Eichelhähern (Garrulus glandarius) drei verschiedene Taschenspielertricks.
Das Training
Drei männliche und drei weibliche Eichelhäher im Alter von fünf Jahren durchliefen zunächst eine Trainingsphase. Dabei lernten sie: Wenn sie auf den Daumen einer geschlossenen Hand des Experimentators pickten, erhielten sie eine darin versteckte Futterbelohnung. Zeigte der Experimentator ihnen zwei Fäuste, von denen nur eine Futter enthielt, mussten sie die richtige wählen, um die Belohnung zu ergattern.
Die Zaubertricks
Anschließend zeigte der Experimentator den Vögeln wiederholt drei verschiedene Zaubertricks. In allen Fällen befand sich die Belohnung zunächst sichtbar in einer seiner Hände. Bevor er den Vögeln dann beide Fäuste zeigte, geschah Folgendes: Beim ersten Trick täuschte er vor, dass er die Belohnung in die andere Hand beförderte. Beim zweiten Trick täuschte er vor, dass er mit der anderen Hand nach der Belohnung griff (s.u., erstes Video). In beiden Fällen blieb die Belohnung allerdings an ihrem ursprünglichen Ort. Nur beim dritten Trick wechselte die Belohnung tatsächlich die Hand – aber extrem schnell und unauffällig (s.u., zweites Video).
Um einen Vergleich zu haben, filmten die Forschenden alle Tricks und zeigten sie 60 erwachsenen Personen. Diese fielen wie erwartet auf die Täuschungen herein: Bei den ersten beiden Tricks nahmen die meisten fälschlicherweise an, dass die Belohnung die Hand gewechselt hatte – beim dritten Trick hatten sie den tatsächlichen Wechsel nicht bemerkt.
Anders sah es bei den Eichelhähern aus: Sie wählten lediglich beim dritten Trick überwiegend die falsche Hand. Bei den ersten beiden ließen sie sich nicht täuschen und pickten meist auf die Hand, in der sich die Belohnung von Anfang an befunden hatte.
Fazit
Das Ergebnis zeigt, dass Eichelhäher nicht denselben Täuschungen erliegen wie wir Menschen. Was lässt sich daraus schließen?
Wir Menschen fallen auf die vorgetäuschten Handbewegungen bei den ersten beiden Tricks herein: Sie lassen uns annehmen, die Belohnung hätte ihren Platz gewechselt – auch ohne dass wir das gesehen haben. Die Forschenden vermuten, dass die Eichelhäher die Bewegungen des Experimentators nicht mit einer solchen Erwartung verbinden. Entsprechend wählen sie die Hand, in der sie die Belohnung zuletzt gesehen haben – und liegen damit goldrichtig.
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