Tiny Dancer: Je komplexer der Balztanz, desto kleiner der Schnurrvogel

Bei manchen Schnurrvogelarten sind die Männchen kleiner als die Weibchen. Das lässt sich einer aktuellen Studie zufolge auf das komplexe Balzverhalten der männlichen Vögel zurückführen: Sie führen akrobatische Tänze auf, bei denen sich ein geringeres Gewicht vermutlich auszahlt.

von Niklas Kästner

Ein männlicher Blauscheitelpipra aus der Familie der Schnurrvögel
Ein männlicher Blauscheitelpipra aus der Familie der Schnurrvögel (Foto: Jorge Obando Nature Photo via Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0, zugeschnitten)

Die Familie der Schnurrvögel (Familie Pipridae) umfasst etwa 50 Arten, die alle in den mittel- und südamerikanischen Tropen beheimatet sind. Innerhalb dieser Gruppe gibt es eine Besonderheit bezüglich des Größenverhältnisses der Geschlechter: Während bei manchen Arten die Männchen schwerer sind als die Weibchen, ist dies bei anderen Arten genau umgekehrt. Verantwortlich ist dafür einer aktuellen Studie zufolge das Balzverhalten der Männchen

Intensiver Wettbewerb um Weibchen

Männliche Schnurrvögel legen sich mächtig ins Zeug, um möglichst viele Weibchen von sich zu überzeugen. Dabei unterscheidet sich zwischen den Arten, wie komplex die Darbietungen ausfallen – von der bloßen Präsentation bestimmter Gefiederregionen bis zu Tanzeinlagen aus Sprüngen und Flugmanövern, die teilweise sogar von mehreren Tieren gemeinsam aufgeführt werden (siehe Video).

Ein anschaulicher Zusammenschnitt der akrobatischen Schnurrvogel-Balztänze.

In einer Untersuchung an 22 Schnurrvogelarten entdeckten Forschende um Elsie Shogren und Alice Boyle nun einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Balzverhalten der Männchen und ihrer Körpergröße: Je komplexer die Tänze der Männchen einer Art, desto leichter waren diese im Verhältnis zu ihren weiblichen Artgenossen.

Fazit

Die Studie legt nahe, dass die vergleichsweise geringe Körpergröße der Männchen bei manchen Schnurrvogelarten auf ihr komplexes Balzverhalten zurückzuführen ist. Wie lässt sich das erklären? Die Forschenden vermuten, dass bei den herausfordernden Sprüngen und Flugmanövern eine geringe Körpermasse von Vorteil ist, weil sich dadurch unter anderem die Manövrierfähigkeit verbessert. Demzufolge wären kleinere Männchen die besseren Tänzer – und hätten größeren Erfolg bei den Weibchen.


Zur Fach-Publikation:
Shogren, E. H.; Anciaes, M.; Barske, J.; Cestari, C.; DuVal, E. H.; Gaiotti, M. G. (…) & Boyle, W. A. (2022): Dancing drives evolution of sexual size dimorphism in manakins. Proceedings of the Royal Society 289:20212540.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert