Wenn bei Japanmeisen beide Elterntiere gleichzeitig mit Nahrung für ihren Nachwuchs an der Nisthöhle eintreffen, flattern die Weibchen mitunter markant mit den Flügeln. Einer aktuellen Studie zufolge vermitteln sie ihrem Partner so, dass er diesmal zuerst ins Nest darf.
Im Rahmen der Untersuchung beobachteten die Forschenden Toshitaka Suzuki und Norimasa Sugita acht Japanmeisen-Paare (Parus minor), die in Nistkästen ihren Nachwuchs aufzogen. Insgesamt 57-mal wurden sie dabei Zeuge, wie beide Elterntiere gemeinsam mit Nahrung in der Nähe des Nests eintrafen. In 27 dieser Situationen zeigten die Weibchen ein auffälliges Verhalten: Sie drehten dem Männchen die Brust zu und flatterten mit ihren Flügeln. Diese Flügelbewegungen zeigten sie nie, wenn sie allein am Nest antrafen.
Interessanterweise ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Weibchen und der Reihenfolge, in der die Meiseneltern den Nesteingang passierten: Flatterte ein Weibchen mit den Flügeln, flog fast immer zuerst das Männchen ins Nest ein – flatterte es hingegen nicht, war es fast immer das Weibchen.
Diese Beobachtungen lassen darauf schließen, dass es sich bei dem markanten Flügelflattern um ein Signal handelt, mit dem weibliche Japanmeisen ihren Partnern mitteilen, wenn sie ihnen den Vortritt gewähren. Die Initiative scheint diesbezüglich tatsächlich fast ausnahmslos von den Weibchen auszugehen: Nur ein einziges Männchen zeigte das Verhalten im Verlauf der Studie, und das auch nur in insgesamt zwei Situationen.
Zur Fach-Publikation:
Suzuki, T. & Sugita, N. (2024): The “after you” gesture in a wild passerine. Current Biology.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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