Leckerli oder Spielzeug? Hunde betreiben mehr Aufwand für Futter

Was ist für einen Hund die größere Belohnung: ein begehrtes Leckerli oder ein beliebtes Spielzeug? Die Ergebnisse einer aktuellen Studie sprechen deutlich für das Futter – doch scheint es dabei durchaus individuelle Unterschiede zu geben.

von Niklas Kästner

Leckerli oder Spielzeug – welche Belohnung würde dieser Hund wohl bevorzugen? (Foto: Victor Grabarczyk via Unsplash, zugeschnitten)

Im Rahmen der Untersuchung führte ein Forschungsteam um Xenabeth Lazaro und Nicole Dorey ein Experiment mit zehn Hunden in deren vertrauter Umgebung durch. Die Tiere lernten zunächst, mit der Schnauze gegen die Faust einer Person zu stoßen, um eine Belohnung zu erhalten. Dabei gab es zwei Bedingungen: Trug die Person weiße Handschuhe, überreichte sie dem Hund nach dem Schnauzenstoß eine begehrte Futterbelohnung; trug sie hingegen schwarze Handschuhe, überreichte sie ihm ein beliebtes Spielzeug, mit dem er sich für zehn Sekunden beschäftigen konnte.

Nachdem die Hunde diese Abläufe verinnerlicht hatten, folgten die eigentlichen Testdurchläufe, in denen sie sich nach und nach mehr anstrengen mussten: Mit jedem Durchgang stieg die Zahl der benötigten Schnauzenstöße, bevor die Person den Hunden die jeweilige Belohnung überreichte. Dabei zeigte sich: Wenn die Person weiße Handschuhe trug und sie entsprechend ein Leckerli ergattern konnten, stupsten die Tiere im Durchschnitt ausdauernder gegen die Faust, als wenn die Person schwarze Handschuhe trug und es demzufolge um das Spielzeug ging.

Dieses Ergebnis legt nahe, dass begehrtes Futter auf Hunde belohnender wirkt als ein beliebtes Spielzeug. In Bezug auf das Hundetraining könnte das bedeuten, dass sich mit Leckerlis als Verstärkung bessere Ergebnisse erzielen lassen. Allerdings: Nur sieben der zehn getesteten Hunde zeigten tatsächlich einen deutlich stärkeren Einsatz für das Futter – und einer stupste sogar etwas häufiger für das Spielzeug gegen die Faust. Auch wenn für die meisten Hunde also Leckerlis die größere Belohnung sein mögen, muss das keineswegs für jedes Tier gelten. Es empfiehlt sich also, beim Training auf die individuellen Vorlieben eines Hundes zu achten.


Zur Fach-Publikation:
Lazaro, X. A.; Winter, J. M.; Fernand, J. K.; Cox, D. J. & Dorey, N. R.  (2023): Efficacy of edible and leisure reinforcers with domestic dogs. Animals.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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2 Kommentare

  1. Spannendes Thema! Die Frage ist, kennen die Hunde das Spielen mit einem Spielzeug? Wie wird gespielt? Welche Art des Spiels mag der Hund? Spielt er alleine oder mit einem Spielpartner (Mensch oder Hund, oder ein anderes Lebewesen)?
    Leckerli geben ist einfach und bietet wenig Spielraum für Fragen, beim Spielen gibt es eine deutlich größere Varianz die irgendwie mit abgebildet werden müsste und deutlich schwerer zu vergleichen ist als eine „einfache“ Leckerligabe.

    1. Liebe Frau Gresser,

      das ist ein wichtiger Punkt, den Sie ansprechen! Wir haben in der Redaktion auch schon darüber diskutiert. Es ist natürlich eine sehr spezifische Situation, die dort gegenüber der Futterbelohnung getestet wurde.

      Die Forschenden haben zu Beginn untersucht, welches von mehreren verschiedenen Spielzeugen beim Hund am beliebtesten war. Wenn es sich um einen Ball handelte, hat die experimentierende Person ihn im eigentlichen Versuch geworfen, wenn es ein Tau war, hat sie kurz ein Zerrspiel mit dem Hund durchgeführt. Aber das Ganze dauerte dann jeweils maximal zehn Sekunden.

      Unter diesen Umständen haben die meisten Hunde das Leckerli präferiert. Es ist aber durchaus denkbar, dass der Unterschied unter anderen Bedingungen nicht so deutlich gewesen wäre.

      Die Forschenden selbst sprechen an, dass auch die Erfahrung eine Rolle spielt: So könnte es sein, dass die Präferenzen beispielsweise bei Suchhunden, die stets mit einem bestimmten Spielzeug trainiert wurden, anders ausfallen.

      Es kommt also sowohl auf die Vorlieben des Individuums als auch die Umstände an.

      Ganz herzliche Grüße

      Niklas Kästner

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