Eine Frage der Persönlichkeit: Mutige Fuchskusus ernähren sich vielseitiger

Fuchskusus sind nachtaktive Beuteltiere, die sich von Pflanzen ernähren. In einer aktuelle Studie zeigte sich, dass die Ernährungsgewohnheiten der Tiere mit ihrer Persönlichkeit zusammenhängen: Je mutiger ein Fuchskusu sich verhielt, desto mehr verschiedene Pflanzenarten fanden sich in seinen Hinterlassenschaften.

von Niklas Kästner

Fuchskusus verbringen ihr Leben überwiegend auf Bäumen
Fuchskusus verbringen ihr Leben überwiegend auf Bäumen (Foto: Andrew Mercer via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0, zugeschnitten)

Individualität ist in der Verhaltensbiologie ein hochaktuelles Thema. Während lange Zeit Verhaltensunterschiede zwischen Tiergruppen im Fokus standen, konzentriert sich die Forschung mehr und mehr auf Unterschiede zwischen Einzeltieren. So ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt, dass auch Tiere Persönlichkeiten haben. Gleichzeitig wird zunehmend deutlich, dass sich auch Artgenossen des gleichen Geschlechts erheblich in ihrer Lebensweise unterscheiden können. In einer aktuellen Studie an Fuchskusus (Trichosurus vulpecula) gingen Forschende der Frage nach, ob die Persönlichkeit der Tiere mit ihren Ernährungsgewohnheiten zusammenhängt.

Die Studie

Fuchskusus sind nachtaktive, australische Beuteltiere, die vor allem Pflanzen fressen. Im Rahmen einer Langzeitstudie fingen Wissenschaftler*innen um Anushika Herath und Clare McArthur insgesamt 110 Tiere wiederholt in Lebendfallen und führten jedes Mal einen Persönlichkeitstest mit ihnen durch. Von jeweils 15 männlichen und weiblichen Tieren sammelten sie dabei außerdem Kotproben – die sie anschließend auf die darin enthaltenen Pflanzenrückstände untersuchten.

Fuchskusus sind unterschiedlich mutig

Um Informationen über die Persönlichkeit der Fuchskusus zu gewinnen, setzte das Forschungsteam sie einzeln für fünf Minuten in ein Gehege, das aus vier übereinander liegenden Kammern bestand, in denen sich jeweils ein Stück Apfel befand. Über Löcher konnten die Tiere von einer Kammer in die andere gelangen.

Dabei zeigten sich große Unterschiede im Verhalten der einzelnen Fuchskusus: Die Spannbreite reichte von extrem erkundungsfreudigen Tieren, die sich trotz der ungewohnten Situation ausgiebig an den Äpfeln bedienten, bis zu Tieren, die sich längere Zeit bloß in einer der Kammern aufhielten und den Äpfeln wenig Beachtung schenkten. Das Entscheidende: Fuchskusus, die einen eher mutigen Eindruck machten, als sie das erste Mal getestet wurden, verhielten sich auch bei einem späteren Test mutiger. Es handelte sich bei den unterschiedlichen Verhaltensweisen der einzelnen Tiere also nicht um zufällige Momentaufnahmen, sondern um zeitlich stabile Eigenschaften – und demnach um Persönlichkeitsmerkmale.

Ernährung hängt mit Persönlichkeit zusammen

Auch die Zusammensetzung des Kots unterscheid sich zwischen den Tieren. Und tatsächlich hing das mit ihrer Persönlichkeit zusammen: Je mutiger ein Fuchskusu sich im Persönlichkeitstest verhalten hatte, umso mehr unterschiedliche Pflanzen fanden sich in seinen Hinterlassenschaften – und umso mehr Teile von Gräsern und Stauden, die ausschließlich am Boden wachsen.

Fazit

Das Ergebnis der Studie legt nahe, dass die Persönlichkeit von Fuchskusus sich auf ihre Ernährungsgewohnheiten auswirkt. Die Forschenden nehmen an, dass dabei das individuelle Abwägen von Kosten und Nutzen bei der Nahrungssuche eine Rolle spielt. Demnach halten sich ängstlichere Fuchskusus vermutlich vor allem in höherer Vegetation auf. Dort sind sie verhältnismäßig gut vor Fressfeinden geschützt, aber die Blätter der Bäume und Sträucher sind meist schwer verdaulich und eher nährstoffarm. Mutigere Fuchskusus hingegen wagen sich auch mal auf den Boden vor – wo ihnen zwar mehr Gefahr vor Beutegreifern droht, sie aber höherwertige Nahrung finden.   


Zur Fach-Publikation:
Herath, A. P. H. M.; Wat, K. K. Y.; Banks, P. B. & McArthur, C. (2021): Animal personality drives individual dietary specialisation across multiple dimensions in a mammalian herbivore. Functional Ecology.

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