Wenn es zwischen Zwergmangusten zum Streit kommt, wirkt sich das einer aktuellen Studie zufolge auf die ganze Gruppe aus: Hören die Tiere, dass sich ein Artgenosse einem anderen gegenüber aggressiv verhält, meiden sie ihn bei der abendlichen Fellpflege.
Südliche Zwergmangusten (Helogale parvula) leben in Gruppen aus einem dominanten Paar und mehreren unterlegenen Individuen. Einen großen Teil des Tages verbringen die Tiere gemeinsam auf der Suche nach Nahrung. Dabei können sie einander zwar nicht ständig sehen, bleiben aber über leise Rufe in Kontakt.
Manchmal wird es allerdings auch lauter: Und zwar dann, wenn ein dominantes Tier einem unterlegenen Artgenossen die Beute streitig macht. Dabei stößt es ein lautes Knurren aus und rempelt sein Gegenüber mit der Hüfte an – welches daraufhin für gewöhnlich quiekend das Weite sucht. Einer aktuellen Studie zufolge beeinflussen die charakteristischen Lautäußerungen der Tiere das Zusammenleben in der Gruppe nachhaltig.
Die Studie
In einem Experiment spielten die Forschenden Amy Morris-Drake, Julie Kern und Andrew Radford wildlebenden Zwergmangusten während der nachmittäglichen Nahrungssuche wiederholt Rufe von zwei Mitgliedern ihrer Gruppe vor, die sie zuvor eigens aufgezeichnet hatten: An manchen Tagen erklangen die Geräusche einer Situation, in der ein dominantes Tier ein unterlegenes Gruppenmitglied vertreibt – an anderen bloß die Kontaktlaute der jeweiligen Individuen. Anschließend beobachteten die Forschenden das Verhalten der ‚unbeteiligten‘ nicht-dominanten Gruppenmitglieder zu zwei Zeitpunkten: In den ersten Minuten nach dem Abspielen der Rufe und am Abend, wenn die Tiere sich häufig gegenseitig das Fell pflegen.
Das Ergebnis
Die unmittelbare Reaktion der Mangusten auf die abgespielten Laute ließ bereits erkennen, dass sie offenbar sehr genau auf Konflikte innerhalb der Gruppe achten. Hörten sie anstelle der üblichen Kontaktlaute eine Auseinandersetzung, verhielten sie sich wesentlich wachsamer: Sie unterbrachen häufiger und für längere Zeit die Nahrungssuche und schauten sich stattdessen um. Und der Eindruck des Gehörten wirkte anscheinend nach: Hatte ein dominantes Tier am Nachmittag den Rufen zufolge wiederholt einem unterlegenen Tier die Nahrung streitig gemacht, pflegten die ‚unbeteiligten‘ Mangusten dem vermeintlichen Konfliktverursacher deutlich seltener das Fell, als wenn am Nachmittag bloß seine Kontaktrufe aus dem Lautsprecher erklungen waren.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie enthüllen, wie gut Zwergmangusten die sozialen Interaktionen innerhalb ihrer Gruppe im Blick behalten – oder besser gesagt: im Ohr. Dabei erkennen sie die Streitverursacher offenbar allein am Klang ihres Knurrens. Warum sie diese bei der abendlichen Fellpflege meiden, lässt sich zwar nicht sicher sagen. Die Forschenden halten es aber für möglich, dass die Mangusten so das Risiko senken, selbst Aggressionen des dominanten Tiers auf sich zu ziehen.
Zur Fach-Publikation:
Morris-Drake, A.; Kern, J. M. & Radford, A. N. (2021): Experimental evidence for delayed post-conflict management behaviour in wild dwarf mongooses. eLife 10: e69196.
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