Weibliche Tüpfelhyänen „vererben“ ihre sozialen Beziehungen

Mamas Freunde sind meine Freunde? Das gilt zumindest für Tüpfelhyänen: Einer aktuellen Studie zufolge sind bei ihnen die sozialen Netzwerke von Müttern und ihren Nachkommen verblüffend ähnlich – besonders bei Tieren am oberen Ende der Rangordnung.

von Niklas Kästner

Übernehmen die sozialen Beziehungen ihrer Mütter: Junge Tüpfelhyänen
Übernehmen die sozialen Beziehungen ihrer Mütter: Junge Tüpfelhyänen (Foto: jwimmerli via Unsplash, zugeschnitten)

Für Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) kann es sich auszahlen, die richtigen Beziehungen zu haben: Bei Konflikten in ihren mitunter über hundert Mitglieder zählenden Clans ist die Unterstützung durch Verbündende oftmals entscheidend. Junge Hyänen müssen beim Knüpfen ihres sozialen Netzwerks allerdings nicht bei null anfangen, wie eine aktuelle Studie zeigt.  

Die Studie

Die Wissenschaftler Amiyaal Ilany und Erol Akçay analysierten Beobachtungsdaten aus 27 Jahren Tüpfelhyänenforschung in Kenia unter der Leitung von Kay Holekamp. Zunächst berechneten sie für jedes Tier, wie häufig es mit welchen Artgenossen in einem bestimmten Jahr besonders häufig gemeinsam gesehen wurde. Anschließend verglichen sie die so ermittelten sozialen Netzwerke von verschiedenen Hyänen in den ersten Lebensjahren mit denen ihrer Mütter.

Das Ergebnis

Die Analyse ergab, dass junge Hyänen häufig mit denselben Tieren enge bzw. weniger enge Kontakte pflegten wie ihre Mütter. Diese Ähnlichkeit der sozialen Netzwerke bestand über mehrere Jahre – selbst dann, wenn die Beziehung zwischen Mutter und Nachwuchs bereits deutlich schwächer geworden war. Interessanterweise spielte dabei allerdings die Hierarchie innerhalb des Clans eine Rolle: Je höher in der Rangordnung eine Mutter stand, desto mehr ähnelten die sozialen Verbindungen ihrer Nachkommen den ihrigen. 

Fazit

Seit längerem ist bekannt, dass die soziale Stellung junger Tüpfelhyänen von der ihrer Mutter abhängt: Für gewöhnlich folgen sie direkt unter ihr in der Hierarchie des Clans. Den aktuellen Ergebnissen zufolge, „vererben“ die Tiere darüber hinaus sogar ihre sozialen Beziehungen (social inheritance in der Fachliteratur).

Wie lässt sich aber erklären, dass dieses Phänomen beim Nachwuchs höherrangiger Weibchen stärker ausgeprägt ist? Die Autor*innen der Studie nennen verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen könnten. Möglicherweise sind die Nachkommen höherrangiger Weibchen besonders bemüht, deren Verbündete für sich zu gewinnen, da sie auf diese angewiesen sind, um ihre Stellung zu halten. Vielleicht stoßen die Jungtiere niederrangiger Mütter bei deren Sozialpartnern aber auch schlichtweg häufiger auf Ablehnung. Letztlich ist auch denkbar, dass sich die Jungtiere am unteren Ende der Hierarchie bei der Wahl ihrer Kontakte weniger an ihren Müttern orientieren – und sich andere Verbündete suchen, um das Beste aus ihrer Position zu machen.


Zur Fach-Publikation:
Ilany, A.; Holekamp, K. E. & Akçay, E. (2021): Rank-dependent social inheritance determines social network structure in spotted hyenas. Science 373: 348-352.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert