Gebranntes Reptil scheut das Feuer: Eidechsen aus Waldbrandgebieten reagieren besonders stark auf Rauch

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Algerische Sandläufer aus waldbrandgefährdeten Gebieten stärker auf Rauch reagieren als solche aus Regionen, in denen es selten brennt – wahrscheinlich als Folge der natürlichen Selektion in den jeweiligen Populationen.

von Niklas Kästner

Ein Algerischer Sandläufer
Ein Algerischer Sandläufer (Foto: Júlio Reis via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0, zugeschnitten)

Waldbrände können für Tiere verheerende Folgen haben. In Sicherheit bringen kann sich nur, wer rechtzeitig auf die Bedrohung aufmerksam wird. Es überrascht daher nicht, dass Algerische Sandläufer (Psammodromus algirus) einer aktuellen Studie zufolge mit Fluchtverhalten auf Rauch reagieren – und zwar besonders stark, wenn sie aus Gebieten mit hoher Brandgefahr stammen.

Die Studie

Algerische Sandläufer sind im westlichen Mittelmeerraum weitverbreitet. Die Forscher*innen Lola Àlvarez-Ruiz, Josabel Belliure und Juli Pausas fingen insgesamt rund hundert von ihnen in verschiedenen Regionen im Osten Spaniens ein. Ein Teil der Tiere lebte in Gebieten, in denen es häufig brennt. Der andere Teil in solchen, die aufgrund der kargen Vegetation von Bränden eher verschont bleiben.

Die Wissenschaftler*innen setzten die Eidechsen einzeln in Terrarien, in die sie nach einer Gewöhnungsphase eine kleine Menge Rauch von brennenden Piniennadeln leiteten. Dabei beobachteten sie die Reaktionen der Tiere. In einem Kontrolldurchgang konfrontierten sie die Echsen stattdessen mit geruchlosem Dampf.

Das Ergebnis

Die Eidechsen reagierten deutlich auf den Rauch – wie stark, hing allerdings von ihrer Herkunft ab: Während sich 93 Prozent der Sandläufer aus Gebieten mit hoher Brandgefahr innerhalb der ersten Minute nach dem Einleiten bewegten, waren es bei den Tieren aus Gebieten mit niedriger Brandgefahr lediglich 71 Prozent. Außerdem fielen die Reaktionen der Tiere aus den gefährdeten Gebieten – darunter Rennen und Kratzen an den Glaswänden – erheblich stärker aus.

Der Dampf schien die Sandläufer hingegen nicht sonderlich zu beunruhigen. Unabhängig von ihrer Herkunft bewegten sich nur 23 % der Tiere in der Minute nach dem Einleiten – und nur wenige davon zeigten ein hohes Maß an Aktivität.

Fazit

Wo Rauch ist, ist auch Feuer – das „wissen“ anscheinend auch die Algerischen Sandläufer: Ihre Reaktion auf den Rauch brennender Piniennadeln legt nahe, dass sie diesen als Zeichen einer Bedrohung wahrnehmen.

Interessanterweise löste der Qualm bei Tieren aus Regionen mit höherer Waldbrandgefahr eine besonders starke Fluchtreaktion aus. Das Forschungsteam vermutet, dass dieser Unterschied nicht auf unterschiedliche Erfahrungen der einzelnen Tiere zurückgeht: Nur wenige der Echsen lebten in Gebieten, in denen es wenige Jahre vor der Studie gebrannt hatte – und diese Tiere reagierten nicht stärker als ihre Artgenossen. Für wahrscheinlicher halten die Wissenschaftler*innen, dass es sich um ein Produkt natürlicher Selektion in den verschiedenen Populationen handelt: In Gebieten mit hoher Waldbrandgefahr fielen Eidechsen, die weniger Stark auf Rauch reagierten, vermutlich häufiger den Flammen zum Opfer.


Zur Fach-Publikation:
Àlvarez-Ruiz, L.; Belliure, J. & Pausas, J. G. (2021): Fire-driven behavioral response to smoke in a Mediterranean lizard. Behavioral Ecology.

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