Wenn Arguswarane in Australien große Exemplare der invasiven Aga-Kröte fressen, endet das für sie oftmals tödlich. Eine aktuelle Studie zeigt: Wird Nachwuchs der Kröten ausgesetzt, bevor die ersten erwachsenen Tiere eintreffen, verbessern sich die Überlebenschancen der Echsen deutlich.
Im Jahr 1935 wurden Aga-Kröten (Rhinella marina) im Nordosten Australiens eingeführt, um Insekten in Zuckerrohrplantagen zu bekämpfen. Seitdem breiten sich die eigentlich in Süd- und Mittelamerika heimischen Amphibien invasiv auf dem Kontinent aus – mit gravierenden Folgen für die dortige Natur. Eine Art, die besonders unter den Neuankömmlingen leidet, ist der Arguswaran (Varanus panoptes). Wo die Amphibien eintreffen, bricht die Populationsdichte der großen Echsen meist dramatisch ein. Der Grund: Die Kröten sind giftig, und wenn ein Waran ein ausgewachsenes Exemplar verspeist, kostet ihn das oftmals sein Leben. Doch einer aktuellen Studie zufolge gibt es eine praktikable, wenn auch ungewöhnliche Möglichkeit, die Sterberate der Warane zukünftig zu verringern.
Krötennachwuchs als lehrreiche Warnung
Im Rahmen der Untersuchung führte ein Team um Georgia Ward-Fear und Richard Shine ein groß angelegtes Experiment im Nordwesten Australiens durch – und zwar in einer Gegend, die kurz davor war, von den invasiven Amphibien besiedelt zu werden. In einigen Gebieten setzten die Forschenden Laich, Kaulquappen und junge Exemplare der Aga-Kröten aus, während sie andere unbehelligt ließen. So wollten sie testen, ob sich die Erfahrungen mit Jungkröten auf die Sterberate der Arguswarane beim Eintreffen der erwachsenen Kröten auswirkt. Die Idee dahinter: Frisst ein Waran eine kleine Kröte, ist die geringe Giftmenge nicht tödlich, sondern ihm wird bloß übel. So kann er lernen, dass Aga-Kröten ungenießbar sind, bevor die ersten größeren und entsprechend giftigeren Tiere auftauchen.
Erfahrung mit Kröten-Nachwuchs schützt Warane
Mithilfe von Kamerafallen bestimmten die Forschenden die Populationsdichte der Arguswarane sowohl vor als auch nach dem Eintreffen der ersten erwachsenen Aga-Kröten im Untersuchungsgebiet. Wie erwartet, sank die Zahl der Reptilien in den vier Gebieten, in denen die Warane unvorbereitet auf die Tiere trafen, dramatisch: In einem Gebiet nahm sie um 80 Prozent ab, in einem anderen um 93 Prozent – und in zwei weiteren entdeckten die Forschenden keine einzige Echse mehr. Ganz anders sah es in den drei Gebieten aus, in denen die Forschenden den Waranen zuvor Erfahrungen mit Jungkröten ermöglicht hatten: Hier sank die Zahl der Reptilien in zwei Gebieten nur um 65 bzw. 35 Prozent – und in einem weiteren Gebiet nahm sie sogar um 40 Prozent zu.
Fazit
Der Ausgang des Versuchs legt nahe: Wenn Arguswarane Erfahrungen mit jungen Aga-Kröten machen, bevor die ersten erwachsenen Tiere eintreffen, sterben sie in der Folge deutlich seltener an einer Vergiftung. Es erscheint zwar zunächst paradox, Jungtiere einer invasiven Art dort auszusetzen, wo diese noch nicht vertreten ist. Doch die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass sich die Ausbreitung der Aga-Kröte in Australien nicht aufhalten lässt – und durch die in der Studie getestete Maßnahme lassen sich zumindest für den Arguswaran die negativen Auswirkungen ihrer Ankunft abmildern.
Zur Fach-Publikation:
Ward-Fear, G.; Rangers, B.; Bruny, M.; Everitt, C. & Shine, R. (2024): Teacher toads: Buffering apex predators from toxic invaders in a remote tropical landscape. Conservation Letters.
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