Manche mögen’s kühl: Schimpansen nutzen Höhlen als Schutz vor starker Hitze

Der nördlichste Teil des Verbreitungsgebiets von Schimpansen liegt im südöstlichen Senegal. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass die Tiere dort regelmäßig Höhlen aufsuchen. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass sie Schutz vor starker Hitze suchen.

von Niklas Kästner

Nutzen Höhlen gegen starke Hitze: Schimpansen
Nutzen Höhlen gegen starke Hitze: Schimpansen (Foto: Simon Bardet via Pixabay)

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Schimpansen (Pan troglodytes) im Senegal regelmäßig Höhlen aufsuchen. Wie lässt sich dieses Verhalten erklären? Finden sie dort seltene Nährstoffe oder Wasser? Ziehen sie sich vor Raubtieren zurück? Oder suchen sie Schutz vor starker Hitze? Alle diese Möglichkeiten werden in Bezug auf die Höhlennutzung durch Primaten in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert. Welche Erklärung am ehesten bei den Schimpansen im Senegal zutrifft, haben zwei Wissenschaftlerinnen in einer aktuellen Studie untersucht.

Die Studie

Die Forscherinnen Kelly Boyer Ontle und Jill Pruetz führten ihre Untersuchung an einer knapp 40-köpfigen Schimpansen-Gruppe im südöstlichen Senegal durch. Ein dort lebender Jäger hatte ihnen eine geräumige Höhle gezeigt, in die sich die Affen regelmäßig zurückziehen.

Da die Schimpansen nicht an Menschen gewöhnt waren, beobachteten Boyer Ontle und Pruetz sie nicht direkt, sondern platzierten stattdessen eine Kamera-Falle am Höhleneingang. Diese wurde sowohl durch Bewegungen als auch durch Wärmeunterschiede in der Umgebung ausgelöst.

Das Ergebnis

Im Verlauf von zwei Jahren schoss die Kamera etwa 30.000 Bilder. Auf knapp der Hälfte davon waren Schimpansen zu sehen – ein Beleg dafür, dass sie die Höhle tatsächlich regelmäßig nutzten. Häufig waren sie dort in Trupps von drei bis vier Tieren zu sehen. Es kam jedoch auch vor, dass sich 18 Tiere gemeinsam in der Höhle aufhielten.

Doch welche Hinweise ergaben sich bezüglich des Grundes für die Höhlennutzung? Auf den Fotos gab es kein Anzeichen dafür, dass die Schimpansen in der Höhle besondere Nährstoffe oder Wasser zu sich nahmen. Ewachsene Tiere verbrachten ihre Zeit meist ruhend oder sie pflegten einander das Fell. Jungtiere spielten häufig miteinander. Auch schien die Höhle keinen Schutz vor Raubtieren zu bieten – auf den Bildern waren gelegentlich auch Leoparden oder Tüpfelhyänen zu sehen.

Tatsächlich schienen die oft extrem heißen klimatischen Bedingungen im Senegal das Aufsuchen der Höhle am besten zu erklären: Die Schimpansen zogen sich umso öfter dorthin zurück, je wärmer und trockener es im Untersuchungsgebiet war. Dazu passt auch, dass stillende Mütter mit ihren Jungen die Höhle am häufigsten aufsuchten: Sie sind von Dehydration und Überhitzung am stärksten bedroht.

Fazit

Das Ergebnis der Studie legt nahe, dass Schimpansen im Senegal Höhlen zum Schutz vor großer Hitze aufsuchen. Für die von Boyer Ontl und Pruetz untersuchten Tiere bleibt zu hoffen, dass sie ihre Höhle auch zukünftig ungestört nutzen können. Die Forscherinnen erwähnen, dass sich in nur fünf Kilometern Entfernung von der Höhle die größte Goldmine des Landes befindet – und die Bevölkerung dort im Untersuchungszeitraum von 150 Personen auf mehrere 10.000 anstieg.


Zur Fach-Publikation:
Boyer Ontl, K. & Pruetz, J. (2020): Mothers frequent caves: Lactation affects chimpanzee (Pan troglodytes verus) cave use in southeastern senegal. International Journal of Primatology.

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