Nicht alle Vertreter einer Art bewegen sich gleich gut im Schwarm fort. Bei Guppys ist die „Schwarmtauglichkeit“ laut einer aktuellen Studie erblich: Innerhalb von nur drei Generationen züchtete ein Forschungsteam weibliche Fische mit besonders ausgeprägtem Schwarmverhalten.
In Fischschwärmen gibt es Individuen, die sich stark an ihren Artgenossen orientieren – und solche, die eher mal aus der Reihe tanzen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass weibliche Guppys (Poecilia reticulata) ihre „Schwarmtauglichkeit“ an ihre Töchter vererben: Einem Forschungsteam gelang es, innerhalb von nur drei Generationen Fische zu züchten, die besonders dichte und synchrone Schwärme bildeten.
Die Studie
In einem sogenannten Selektionsexperiment wählten die Wissenschaftler*innen um Alexander Kotrschal, Alexander Szorkovszky und Niclas Kolm zunächst aus einer Gruppe weiblicher Guppys diejenigen aus, die sich im Schwarm besonders synchron ausrichteten. Diese verpaarten sie mit gleichaltrigen Männchen. Unter den Nachkommen wählten sie wiederum die schwarmtauglichsten Weibchen aus und verpaarten sie mit männlichen Fischen der gleichen Generation. Diesen Schritt wiederholten Forscher*innen anschließend noch ein weiteres Mal. Als Vergleich zu der so entstandenen Selektionslinie verpaarten sie außerdem jeweils einige der Guppys zufällig innerhalb der verschiedenen Generationen.
Das Ergebnis
Das Ergebnis der Züchtung war beeindruckend: Bereits in der dritten Generation unterschied sich das Schwarmverhalten der Fische erheblich von dem ihrer Artgenossen aus der Vergleichslinie. Sie bildeten deutlich dichtere Schwärme und richteten sich innerhalb eines Schwarms wesentlich gleichmäßiger aus.
Fazit
Innerhalb weniger Generationen züchtete das Forschungsteam Fische, die besonders synchron und dicht beieinander schwammen. Das zeigt, dass die Schwarmtauglichkeit weiblicher Guppys eine erbliche Grundlage hat. Die entstandenen unterschiedlichen Linien bieten den Wissenschaftler*innen darüber hinaus eine tolle Möglichkeit für weitere Forschung zum Schwarmverhalten. Welche genetischen und neurobiologischen Mechanismen liegen diesem Verhalten zugrunde? Unter welchen Umweltbedingungen sind dichtere Schwärme von Vorteil und unter welchen vielleicht sogar von Nachteil? Wir sind gespannt darauf, was weitere Studien ergeben – und werden zu gegebener Zeit berichten.
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