Muränen verschlingen Beute auch an Land

Die meisten Fische sind zum Verschlucken ihrer Nahrung auf Wasser angewiesen. Das gilt nicht für Muränen, wie eine aktuelle Studie zeigt: Sie können ihre Beute auch an Land verschlingen. Dabei helfen ihnen vermutlich ihre vorschiebbaren Schlundkiefer.

von Niklas Kästner

Eine Sternfleckenmuräne. Muränen gehören zu den Aalartigen.
Eine Sternfleckenmuräne (Foto: prilfish via Flickr, Lizenz: CC BY 2.0)

Muränen sind schlangenförmige Raubfische aus der Ordnung der Aalartigen. Beobachtungen im Freiland zeigen, dass einige Spezies ihre Nahrung – zum Beispiel Krebse – mitunter sogar an Land erbeuten und verschlucken. Im Rahmen einer aktuellen Studie haben Forschende dieses bemerkenswerte Verhalten im Labor genauer unter die Lupe genommen.

Die Studie

Für ihre Untersuchung hielten Rita Mehta und Kyle Donohoe Sternfleckenmuränen (Echidna nebulosa) einzeln in Aquarien. Darin befand sich jeweils eine Plattform, die über dem Wasserspiegel lag und über eine Rampe zu erreichen war. Die Forschenden lockten und zogen die Muränen mit Tintenfischstückchen Tag für Tag höher die Rampe hinauf. Es zeigte sich: Die Muränen waren tatsächlich nicht nur in der Lage, die Beute außerhalb des Wassers zu greifen – sie verschlangen sie oftmals sogar direkt an Ort und Stelle.

Eine Muräne schnappt sich die Nahrung und verschluckt sie (Video: Mehta & Donohoe 2021, Lizenz: CC BY 4.0)

Fazit

Die meisten Fische saugen ihre Nahrung in den Schlund und sind dabei auf Wasser angewiesen. Wie lässt sich erklären, dass Muränen ihre Beute auch an Land verschlingen können?

Das Skelett einer Muräne. Gut zu erkennen: Die zusätzlichen Kiefer im Schlund, die bis in den Mundraum vorgeschoben werden können (Foto: Rita S. Mehta).

Die Forschenden führen das auf eine anatomische Besonderheit der Tiere zurück. Wie viele andere Fische besitzen sie neben ihren eigentlichen Kiefern sogenannte Schlundkiefer, die ihnen für gewöhnlich beim Filtern und Zerkleinern von Nahrung helfen. Bei den Muränen ist dieses mit Zähnen bewehrte zusätzliche „Maul“ aber außergewöhnlich beweglich: Es kann bis in den Mundraum vorgeschoben werden, Nahrung greifen und diese dann in den Schlund transportieren – ohne, dass dazu Wasser nötig wäre.


Zur Fach-Publikation:
Mehta, R. S. & Donohoe, K. R. (2021): Snoflake morays, Echidna nebulosa, exhibit similar feeding kinematics in terrestrial and aquatic treatments. Journal of Experimental Biology 224.

Weitere Literatur:
Mehta, R. S. & Wainwright, P. C. (2007): Raptorial jaws in the throat help moray eels swallow large prey. Nature 449: 79-82.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert