Arme Teufel: Ansteckende Tumorerkrankung beeinträchtigt Sozialleben tasmanischer Raubbeutler

Eine ansteckende Tumorerkrankung bedroht den Bestand der Tasmanischen Teufel. Infizierte Tiere sind laut einer aktuellen Studie zwar sozial isoliert. Gegen Ende der Paarungszeit haben sie allerdings dennoch einige Kontakte – was die Ausbreitung der Krankheit vermutlich besonders begünstigt.

von Niklas Kästner

Tasmanische Teufel gehören zur Familie der Raubbeutler
Tasmanische Teufel gehören zur Familie der Raubbeutler (Foto: Wayne McLean via Wikimedia Commons, Lizenz: CC-BY-2.0, zugeschnitten)

Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii) sind die größten lebenden Vertreter der Raubbeutler. Ihr durch Bejagung stark gesunkener Bestand erholte sich durch intensive Schutzbemühungen seit Mitte des letzten Jahrhunderts zunächst. Doch derzeit sind die nachtaktiven Einzelgänger einer neuen Bedrohung ausgesetzt: Der infektiösen Tumorerkrankung DFTD (Devil Facial Tumour Disease). Bei einer Infektion bilden sich vor allem im Gesichtsbereich der Tiere stetig wachsende Tumore – an denen sich andere Tasmanische Teufel, z. B. bei Beißereien, anstecken können. Nach etwa sechs bis zwölf Monaten ist das Tumorwachstum meist so weit fortgeschritten, dass die Tiere sterben.

In einer aktuellen Studie haben Forschende die Ausbreitung der Krankheit in einer kleinen Population Tasmanischer Teufel verfolgt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass infizierte Tiere mit fortschreitender Erkrankung immer stärker sozial isoliert sind – zum Ende der Paarungszeit aber dennoch viele Kontakte haben.

Die Studie

Ein Forschungsteam um David Hamilton und Rodrigo Hamede stattete zwölf weibliche und zehn männliche Tasmanische Teufel im Nordwesten Tasmaniens für sechs Monate mit Senderhalsbändern aus. Diese registrierten – ganz ähnlich dem Prinzip der Corona-Warn-App – jede Begegnung, bei der zwei Tiere sich auf weniger als 30 cm nahekamen. Zusätzlich fingen die Wissenschaftler*innen alle Teufel einmal monatlich ein und überprüften ihre Körper auf Tumore.

Das Ergebnis

Zu Beginn der Untersuchung waren drei der Teufel mit DFTD infifiziert – sechs Monate später waren es bereits zehn. Die Krankheit breitete sich also ziemlich rapide unter den Tieren aus. Dabei beeinträchtigte eine DFTD-Infektion das soziale Leben der ohnehin schon wenig geselligen Tiere: Erkrankte Teufel hatten deutlich weniger Kontakte mit Artgenossen als gesunde und waren mit fortschreitendem Tumorwachstum zunehmend sozial isoliert.

Die Forscher*innen vermuten, dass die infizierten Individuen selbst die sozialen Interaktionen vermieden: Wenn Tasmanische Teufel engen Kontakt haben, dann handelt es sich in den meisten Fällen um Auseinandersetzungen um Futter oder Paarungspartner. Solche Konflikte kosten viel Energie – und damit müssen kranke Tiere besonders sparsam sein.

Allerdings: In der Endphase der dreimonatigen Paarungszeit der Teufel, die innerhalb des Studienzeitraums lag, war dieses Muster abgeschwächt. In dieser Zeit unterschieden sich gesunde und kranke Tiere nur noch geringfügig in der Anzahl ihrer sozialen Interaktionen.  

Fazit

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass DFTD-infizierte Tasmanische Teufel Begegnungen mit Artgenossen aus dem Weg gehen, um Energie zu sparen. Zum Ende der Paarungszeit scheinen sie allerdings eine gewisse Zahl kräftezehrender Kontakte in Kauf zu nehmen – schließlich besteht in dieser Phase die „letzte Chance“, sich fortzupflanzen. Die Wissenschaftler*innen befürchten, dass genau das erheblich zur Ausbreitung der Erkrankung beitragen könnte. Denn selbst gesunde Tiere sind zum Ende der an Konflikten reichen Paarungszeit geschwächt – und stecken sich deshalb vermutlich besonders leicht bei erkrankten Artgenossen an.

Für den Fortbestand der Raubbeutler sind das düstere Aussichten. Aber: Manche Individuen tragen eine genetische Variation, die sie resistenter gegen die Erkrankung macht. Insgesamt beginnen die Teufel auch, sich früher fortzupflanzen, und kommen so der Krankheit häufiger zuvor. Außerdem gibt es erste Erfolge bei der Entwicklung einer Impfung und einer wirksamen Behandlung. Es besteht also durchaus Hoffnung für die armen Teufel.


Zur Fach-Publikation:
Hamilton, D. G.; Jones, M. E.; Cameron, E. Z.; Kerlin, D. H.; McCallum, H.; Storfer, A.; Hohenlohe, P. A. & Hamede, R. K. (2020): Infectious disease and sickness behaviour: tumour progression affects interaction patterns and social network structure in wild Tasmanian devils. Proceedings of the Royal Society B 287: 20202454.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert