Eine aktuelle Studie zeigt: Weißbüschelaffen produzieren Rufe, die sich jeweils an ein bestimmtes Gruppenmitglied richten und von diesem auch erkannt werden. Sie sind neben dem Menschen bislang die einzige Primatenart, bei der dieses Phänomen bekannt ist.
Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) leben in kleinen Familienverbänden, in denen die Mitglieder sich untereinander äußerst kooperativ verhalten. Wenn die Tiere im dichten Blätterdach brasilianischer Wälder auf Nahrungssuche gehen, bleiben sie durch bestimmte Laute miteinander in Verbindung. Diese sogenannten Kontaktrufe haben Forschende um Guy Oren und David Omer in einer aktuellen Studie genauer unter die Lupe genommen. Dazu zeichneten sie die Lautäußerungen von Angehörigen dreier Weißbüschelaffen-Gruppen in unterschiedlichen experimentellen Situationen auf und analysierten sie anschließend. Es zeigte sich: Die Kontaktrufe der kleinen Primaten unterschieden sich abhängig davon, welches Gruppenmitglied sie adressierten – und die Empfänger konnten daran offenbar erkennen, dass sie gemeint waren. So antworteten die Affen deutlich häufiger, wenn die Forschenden ihnen Aufnahmen von Rufen vorspielten, die ein Gruppenmitglied an sie gerichtet hatte, als wenn es sich um Rufe mit anderen Adressaten handelte.
Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Kontaktrufe von Weißbüschelaffen namenähnliche Bestandteile enthalten – ein Phänomen, das innerhalb der Säugetiere bislang erst bei Großen Tümmlern und seit kurzem auch bei Afrikanischen Elefanten bekannt war. Interessanterweise stellten die Forschenden darüber hinaus fest, dass die Mitglieder einer Gruppe jeweils sehr ähnliche Rufe für dasselbe Individuum verwendeten. Das legt nahe, dass nicht jeder Affe eigene „Namen“ erfindet, sondern dass diese zu einem gewissen Grad über soziales Lernen weitergegeben werden – beispielsweise indem Jungtiere sie von ihren erwachsenen Artgenossen übernehmen.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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