Im Rahmen einer aktuellen Studie konnten Forschende erstmals verfolgen, wie Riesenabendsegler nachts Jagd auf ziehende Singvögel machen: In Spanien fing eine Fledermaus ein Rotkehlchen und fraß dieses anschließend noch in der Luft.

Mit einer Flügelspannweite von bis zu 46 Zentimetern ist der Riesenabendsegler (Nyctalus lasiopterus) die größte europäische Fledermaus. Schon länger ist aus Analysen von Kotproben bekannt, dass die Tiere neben Insekten mitunter auch Singvögel fressen, darunter Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla), Samtkopf-Grasmücken (Curruca melanocephala) oder Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca). Vermutet wurde, dass die Fledermäuse die Vögel erbeuten, wenn diese im Herbst und Frühjahr in großer Zahl nachts in den Süden bzw. in den Norden ziehen. Durch eine aktuelle Studie bestätigte ein Team um Laura Stidsholt, Elena Tena und Carlos Ibáñez diese Vermutung.
Echoortungs-Laute, Notrufe und Kaugeräusche
In ihrem Untersuchungsgebiet in Spanien versahen die Forschenden einige Riesenabendsegler mit Sendern, die sowohl die Bewegungen der Tiere als auch Geräusche aufzeichneten – wie etwa die bei der Echoortung erzeugten Laute. So wurden sie eines Nachts Zeuge der erfolgreichen Vogeljagd: Eine Fledermaus stieg zunächst in eine ungewöhnliche Höhe von über 1.200 Metern auf. Dann stieß sie rasch hinab und verfolgte ihren Echoortungs-Lauten zufolge ein Beutetier, das sie nah über dem Boden schließlich fing. Eine Reihe von rasch hintereinander ausgestoßenen Notrufen verriet, dass es sich um ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula) handelte.
Anschließend landete die Fledermaus nicht etwa, sondern flog weiter. Dabei waren auf den Aufnahmen für 23 Minuten Kaugeräusche zu hören, die darauf schließen lassen, dass sie ihre Beute im Flug auffraß.
Fazit
Die Daten des Teams belegen erstmals, dass Riesenabendsegler Singvögel im Flug erbeuten. Zwar konnten die Forschenden während ihrer Studie insgesamt nur zwei Jagdversuche auf Vögel dokumentieren, von denen lediglich einer erfolgreich war. Doch Spuren im Kot der Tiere weisen darauf hin, dass es sich nicht um Ausnahmeereignisse handelt. Zudem fanden die Forschenden im Untersuchungsgebiet insgesamt elf Flügel von Singvögeln, die Bisspuren von Riesenabendseglern aufwiesen. Das Team vermutet, dass die Fledermäuse diese nach der erfolgreichen Jagd abgetrennt haben, um ihre Beute anschließend leichter fressen zu können – ähnlich, wie sie es bei großen Insekten machen.
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