Ein bedrohtes Raubtier als Bestäuber? Äthiopische Wölfe fressen Nektar

In einer aktuellen Studie berichten Forschende von einer besonderen Ernährungsweise Äthiopischer Wölfe: Die Tiere lecken Nektar aus den Blüten von Fackellilien. Weil dabei Pollen auf ihrer Schnauze landen, könnte es sogar sein, dass sie als Bestäuber der Pflanzen fungieren.

von Niklas Kästner

Ein Äthiopischer Wolf an einer Fackellilie (Foto: Adrien Lesaffre)

Äthiopische Wölfe (Canis simensis) sind selten: Es wird vermutet, dass insgesamt nur noch wenige hundert Exemplare dieser bedrohten Art existieren. Die Raubtiere sind im Hochgebirge von Abessinien zuhause, wo sie sich fast ausschließlich von Nagetieren ernähren. Doch manchmal ergänzen sie ihren Speiseplan offenbar durch etwas Süßes: Ein Forschungsteam um Sandra Lai und Claudio Sillero-Zubiri beobachtete im Rahmen einer aktuellen Studie, wie sich die Wölfe an den großen Blütenständen von Fackellilien der Art Kniphofia foliosa bedienten. Und dabei handele es sich keineswegs um Einzelfälle: So fraßen mehrere Tiere aus drei unterschiedlichen Rudeln vom Nektar der Pflanzen – und manche von ihnen besuchten bis zu 30 Fackellilien hintereinander.

Diese Aufnahmen zeigen einen Äthiopischen Wolf beim Besuch mehrere Fackellilien (Video: Danielle Rubens)

Interessanterweise stellte das Team fest, dass sich beim Abschlecken der süßen Mahlzeit oftmals Blütenstaub auf der Schnauze der Wölfe sammelte. Insofern ist es gut möglich, dass die Raubtiere Pollen von einer Pflanze zur anderen transportieren – und so als Bestäuber der Fackellilien fungieren.


Lai, S.; Léandri-Breton, D.-J.; Lesaffre, A.; Samune, A.; Marino, J. & Sillero-Zubiri, C. (2024): Canids as pollinators? Nectar foraging by Ethiopian wolves may contribute to the pollination of Kniphofia foliosa. Ecology.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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