Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung entdeckte ein Forschungsteam, dass Asiatische Honigbienen als Reaktion auf angreifende Riesenhornissen ein besonderes Geräusch aussenden: Ein Tuten, das vermutlich durch Vibrationen erzeugt wird – und an Warnrufe von Säugetieren erinnert.
Riesenhornissen sind für Asiatische Honigbienen (Apis cerana) eine ernstzunehmende Bedrohung: Sie greifen im Team an und können binnen weniger Stunden tausende Individuen töten. Um sich vor den gefährlichen Angreiferinnen zu schützen, verwenden die Bienen einige faszinierende Verhaltensstrategien. Eine aktuelle Studie beschreibt nun erstmals, dass sie sogar mit speziellen Geräuschen auf die Anwesenheit der Riesenhornissen reagieren.
Mikrofone im Bienenstock
Forschende um Heather Mattila und Ngoc Phan platzierten Mikrofone in Bienenstöcken in Vietnam und nahmen die dort herrschende Geräuschkulisse in verschiedenen Situationen auf: Während Angriffen von Riesenhornissen der Art Vespa soror, während Angriffen der weniger gefährlichen Hornissenart Vespa velutina oder während sich ein Filterpapier mit Duftstoffen der Riesenhornissen am Nesteingang befand. Die Aufnahmen verglichen sie mit solchen aus Phasen, in denen die Bienen unbehelligt geblieben waren.
Gesprächige Honigbienen
Schon lange ist bekannt, dass Bienen sich im Nest mithilfe von verschiedenen Vibrationssignalen verständigen. So können sie nicht nur summen, sondern auch „tuten“: Sie schwingen dazu ihre Brust in hoher Frequenz und drücken sie gegen den Boden oder eine Artgenossin – wodurch entsprechende Töne entstehen. Darüber hinaus erzeugen mitunter mehrere Individuen gemeinsam durch simultanes Flügelschlagen einen Zischlaut.
Bedenkt man das rege Treiben in einem Bienenstock, kann man sich vorstellen, dass es für die Forschenden eine Menge zu analysieren gab – fast 30.000 einzelne Signale identifizierten sie auf knapp 22 Stunden Tonmaterial. Dabei wirkte sich die Bedrohungslage merklich auf die Zahl der ausgestoßenen Laute aus: Sowohl die Angriffe von Hornissen der weniger gefährlichen Art V. velutina als auch die Duftstoffe der Riesenhornissen führten zu einem Anstieg der Signalfrequenz um das 3- bis 4-Fache. Noch stärker war die Zunahme allerdings, wenn die Riesenhornissen tatsächlich angriffen: In diesen Situationen produzierten die Bienen fast 8-mal so viele Vibrationssignale wie im unbehelligten Zustand.
Ein besonderes Geräusch
Den Forschenden fiel zudem ein bestimmtes Geräusch auf, das fast ausschließlich auftrat, wenn die Bienen den Angriffen oder dem Duft der Riesenhornissen ausgesetzt waren: Ein Tuten, dessen Tonhöhe sich veränderte und nicht wie bei den bekannten Lauten konstant blieb. Seinen Klang vergleichen die Forschenden mit den Warnrufen mancher Säugetiere. Rund 1.200-mal waren die außergewöhnlichen Laute auf den Aufnahmen zu hören – und die Bienen erzeugten sie besonders häufig, wenn sich angreifende Riesenhornissen direkt am Nesteingang befanden.
Fazit
Die Studie belegt, wie die Kommunikation im Bienenstock während Angriffen von Hornissen zunimmt – und dokumentiert erstmals ein charakteristisches Tuten, das die Tiere vermutlich durch Vibrationen erzeugen. Die Forschenden halten es für möglich, dass es sich dabei um ein besonderes Gefahrensignal der Asiatischen Honigbienen handelt, mit dem die Insekten ihre Koloniemitglieder über besonders ernste Bedrohungslagen informieren. Allerdings weist das Team darauf hin, dass sich diese Vermutung allein anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigen lässt. Dazu bräuchte es weitere Experimente – zum Beispiel solche, in denen untersucht wird, wie die Bienen auf das Tuten reagieren.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.