Lärmende Bäche beeinflussen das Leben von Vögeln und Fledermäusen

Nicht nur wir Menschen erzeugen Krach – auch in der Natur gibt es Lärmquellen. Und diese haben einer aktuellen Studie zufolge mitunter ebenfalls Konsequenzen: Die Geräusche von tosendem Wasser beeinflussen, wo Vögel und Fledermäuse leben und wie sie nach Nahrung suchen.

von Niklas Kästner

Reißende Bäche sorgen für eine gewisse Geräuschkulisse
Reißende Bäche sorgen für eine gewisse Geräuschkulisse (Foto: Jerzy Górecky via Pixabay)

In den letzten Jahren haben wir viel darüber gelernt, wie menschengemachter Lärm das Leben von Tieren beeinträchtigt. Interessanterweise haben natürliche Quellen lauter Geräusche bisher in der Forschung nur wenig Berücksichtigung gefunden. Doch auch sie sind als ökologische Einflussfaktoren nicht zu vernachlässigen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Weniger Vögel und Fledermäuse an lauten Bächen

Ein Forschungsteam um Dylan Gomes und Jesse Barber führte Untersuchungen in 20 verschiedenen Gebieten in einem Gebirge in Idaho durch. Alle lagen an Bächen, aber es herrschte ein unterschiedlicher Lärmpegel – teils durch die Wassermassen selbst verursacht, teils durch zusätzliches Abspielen von Geräuschen reißender Fließgewässer.

Die Wissenschaftler*innen beobachteten zu verschiedenen Zeitpunkten, wie viele Vögel und Fledermäuse die ausgewählten Gebiete aufsuchten. Dabei stellten sie fest, dass ihr Vorkommen mit dem vorherrschenden Geräuschpegel zusammenhing: Je lauter es in einem Gebiet war, desto weniger Tiere ließen sich dort blicken.

Vögel fangen weniger Raupen

In einem Experiment untersuchten die Forschenden außerdem, ob der natürliche Lärm die Vögel bei der Nahrungssuche beeinflusst. Dazu verteilten sie insgesamt 720 Raupen aus Lehm in den Untersuchungsgebieten und überprüften diese in den folgenden Tagen auf Schnabelspuren. Es zeigte sich: Je lauter die Umgebungsgeräusche waren, desto weniger Raupen wurden attackiert, und zwar unabhängig von der Zahl der im jeweiligen Gebiet lebenden Vögel.

Fledermäuse passen Jagdtechnik an

Ein weiterer Versuch ergab, dass sich die Wassergeräusche auch auf das Jagdverhalten der Fledermäuse auswirkte. Ihnen präsentierten die Forschenden gleich zwei mögliche „Beutetiere“ parallel: An einigen Stellen spielten sie aus Lautsprechern Insektengeräusche ab und an anderen Stellen ließen sie Roboterinsekten etwa einen Meter über dem Boden mit den Flügeln schlagen. Das Ergebnis: Je mehr Lärm herrschte, desto weniger Fledermäuse näherten sich den Lautsprechern – aber desto mehr den flatternden Robotern.

Die Forschenden schließen daraus, dass die Tiere ihre Jagdstrategie je nach Lärmkulisse anpassen: In ruhigeren Gebieten finden sie ihre Beute anhand der Geräusche, die sie selbst verursacht. In lauteren Gebieten hingegen werden diese übertönt – sodass die Fledermäuse verstärkt auf ihre Echoortung setzen, um die flatternden Insekten aufzuspüren.

Fazit

Die Studie führt vor Augen, dass auch natürliche Geräuschquellen wie reißendes Wasser das Leben von Tieren beeinflussen können. Die Forschenden sprechen sich deshalb dafür aus, diesen Faktor in ökologischen Studien zukünftig stärker zu berücksichtigen – als weitere Dimension der Umwelt eines Tiers.


Zur Fach-Publikation:
Gomes, D. G. E.; Toth, C. A.; Cole, H. J.; Francis, C. D. & Barber, J. R. (2021): Phantom rivers filter birds and bats by acoustic niche. Nature Communications 12: 3029.

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