Bei der Verbreitung von Pflanzensamen spielen Tiere oftmals eine entscheidende Rolle. Doch was, wenn diese bestimmte Gebiete aufgrund eines anhaltenden Lärmpegels meiden? Einer aktuellen Studie zufolge kann das dazu führen, dass dort weniger Sämlinge wachsen.
Immer deutlicher werden die Auswirkungen, die menschengemachter Lärm auf das Leben vieler Tiere hat. Eine aktuelle Studie lässt den Schluss zu, dass dauerhafter Krach sogar das Vorkommen von Pflanzen beeinflussen kann – vermutlich indem er Tiere fernhält, die für ihre Verbreitung wichtig sind.
Die Studie
In einer aktuellen Studie untersuchten die Wissenschaftler*innen Jennifer Phillips, Sarah Termondt und Clinton Francis in einem Erdgasfördergebiet in New Mexico, wie sich die Umgebungslautstärke auf die Verbreitung von zwei Pflanzenarten auswirkt. Während manche der dortigen Bohrlöcher an extrem laute Kompressoren gekoppelt sind, erzeugen andere kaum ein Geräusch. Dadurch ergibt sich die seltene Möglichkeit, Naturräume zu vergleichen, die sich fast ausschließlich in ihrem vorherrschenden Lärmpegel unterscheiden.
Die Wissenschaftler*innen zählten auf verschiedenen Flächen, die seit mindestens 15 Jahren einer gleichbleibenden Umgebungslautstärke ausgesetzt waren, Sämlinge der im Studiengebiet vorherrschenden Kiefern (Pinus edulis) und Wacholderpflanzen (Juniperus osteospermus) bis zu einer Wuchshöhe von 20 cm.
Das Ergebnis
Es ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem vorherrschenden Lärmpegel und dem Vorkommen der Pflanzenarten: Je lauter es in einem Gebiet war, desto weniger Jungpflanzen fanden die Forscher*innen dort. Bei einem Geräuschlevel von 30 Dezibel waren es etwa 50 Kiefern- und 35 Wacholdersämlinge pro Hektar – bei einem Geräuschlevel von 60 Dezibel kein einziger.
Fazit
Wie lässt sich das Ergebnis der Studie erklären? Die Forschenden vermuten, dass es sich um einen indirekten Effekt des Lärms handelt – mit Tieren als „Vermittler“.
Beide untersuchten Pflanzenarten setzen bei ihrer Verbreitung auf Vögel. Zum Beispiel versteckt der Woodhousehäher (Aphelocoma woodhouseii) Samen der Kiefer als Vorrat. Einige davon werden vergessen – und gelangen zur Keimung. Andere Vögel fressen die fleischigen Zapfen des Wacholders und verbreiten die darin enthaltenen Samen durch ihren Kot – zum Beispiel der Berghüttensänger (Sialia currucoides). Wie frühe Untersuchungen im selben Studiengebiet zeigten, meiden sowohl Woodhousehäher als auch Berghüttensänger Lärm. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass deshalb in Bereichen mit hoher Umgebungslautstärke kaum Samen landen und entsprechend weniger Sämlinge wachsen.
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