Einige Distelfalter haben einer aktuellen Studie zufolge eine beachtliche Reise absolviert: Sie starteten in Westafrika und landeten wenige Tage später in Südamerika. Offenbar ermöglichten günstige Winde den Schmetterlingen, die über 4.000 Kilometer lange Strecke zurückzulegen.
Bereits im Oktober 2013 entdeckte ein Forschungsteam um Tomasz Suchan und Gerard Talavera etwa zehn Distelfalter (Vanessa cardui) am Strand in Französisch-Guayana, wo sie mit beschädigten Flügeln im Sand ruhten. Die Schmetterlinge weckten die Aufmerksamkeit der Forschenden, da sie üblicherweise nicht in Südamerika vorkommen. Daher fingen sie drei der Tiere ein, um sie näher zu untersuchen. Die Ergebnisse ihrer Analysen veröffentlichten sie nun in der Fachzeitschrift Nature Communications.
Da Distelfalter auf unterschiedlichen Kontinenten verbreitet sind, war zunächst unklar, woher die aufgefundenen Tiere stammten. Genanalysen zeigten dann überraschenderweise, dass die Insekten nicht etwa der nordamerikanischen Population angehörten, sondern der europäisch-afrikanischen. Dass sie tatsächlich unlängst noch jenseits des Atlantiks gelebt hatten, verriet dem Team das „Gepäck“ der Schmetterlinge: An ihren Körpern hafteten Pollen von Pflanzen, die im Westen Afrikas beheimatet sind. Die Distelfalter mussten also den Atlantik überquert und dabei eine Strecke von mindestens 4.200 Kilometern zurückgelegt haben – was auch ihr mitgenommenes Erscheinungsbild erklären dürfte. Berechnungen der Forschenden zufolge reichen die Energiereserven der Insekten nicht, um eine solche Distanz aus eigener Kraft zu überwinden. Doch eine Auswertung der Wetterdaten legte nahe, dass die Falter auf ihrem Transatlantikflug von Winden unterstützt wurden, die den Flug möglich machten.
Die Verbreitung einiger heute lebender Insektenarten lässt darauf schließen, dass ihre Vorfahren einst beachtliche Strecken über das Meer zurückgelegt haben. Den Forschenden ist es gelungen, eine solche Reise bei heute lebenden Schmetterlingen zu dokumentieren und so zu belegen, dass solch kleine Tiere bei günstigen Windverhältnissen tatsächlich ganze Ozeane überqueren können.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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