Eine aktuelle Studie zeigt: Ringelwühlen-Mütter geben mehrmals täglich eine fettreiche Flüssigkeit aus ihrer Kloake ab, die von ihren Nachkommen aufgenommen wird – und nach der diese sogar zu betteln scheinen.
Wenn es um Amphibien geht, denken die meisten Menschen wohl an Frösche, Kröten, Salamander oder Molche – also Vertreter der Frosch- bzw. Schwanzlurche. Doch neben diesen beiden bekannten Ordnungen gibt es noch eine weitere: Die mehr als 200 Arten umfassende Ordnung der Schleichenlurche oder Blindwühlen. Es handelt sich dabei um wurmförmige Tiere mit reduzierten Augen, die in tropischen Regionen verbreitet sind und überwiegend im Boden leben – was vermutlich erklärt, dass wir viel weniger über sie wissen als über ihre bekannteren Verwandten.
Haut als Nahrung für den Nachwuchs
Vor einigen Jahren erregten die Schleichenlurche bereits ziemliches Aufsehen in Bezug auf ihr Brutpflegeverhalten: Forschende entdeckten, dass die Mütter mancher Arten eine nährreiche Haut produzieren, die sie sich von ihren Nachkommen abfressen lassen. Zu den Spezies mit diesem als „Dermatophagie“ bezeichneten Verhalten gehört auch die in Südamerika heimische Ringelwühle (Siphonops annulatus). Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Ringelwühlen-Weibchen ihrem Nachwuchs noch eine ganz andere Nahrung zur Verfügung stellen.
Fettreiche Flüssigkeit aus den Eileitern
Im Rahmen der Untersuchung filmten Forschende um Pedro Mailho-Fontana und Carlos Jared insgesamt 16 Ringelwühlen-Weibchen mit jeweils 4–13 Nachkommen. Dabei stießen sie auf ein besonderes Phänomen: Die Weibchen hoben mehrmals täglich ihr Hinterende leicht an und gaben ein zähflüssiges Sekret aus ihrer Kloake ab. Nähere Untersuchungen zeigten, dass es sich dabei um eine fettreiche Flüssigkeit handelte, welche die Tiere offenbar in speziellen Drüsen in ihren Eileitern produzierten.
Die heranwachsenden Jungtiere verspeisten diese kalorienreiche Substanz umgehend und schienen regelrecht um den Zugang zur Kloake zu konkurrieren. Interessanterweise stellten die Forschenden fest, dass die jungen Ringelwühlen kurz vor einer solchen Fütterung sogar auffällig viele hohe Töne erzeugten – ganz so, als würden sie um die Nahrung betteln.
Fazit
Die Studie enthüllt ein faszinierendes und bei Amphibien bislang unbekanntes Brutpflegeverhalten: Weibliche Ringelwühlen ernähren ihren Nachwuchs offenbar mit Hilfe einer speziellen „Milch“, die sie mehrmals täglich aus ihrem Körperende absondern. Die Forschenden gehen davon aus, dass diese flüssige Nahrung eine wichtige Rolle für die Ernährung der Jungtiere spielt – wichtiger noch als die Haut der Mütter, von der sie nur alle paar Tage fressen. Den Weibchen wiederum verlangt die intensive Brutpflege einiges ab: Während der zwei Monate, die sie ihren Nachwuchs versorgen, gehen sie selbst nicht auf Nahrungssuche – und verlieren fast ein Drittel ihres Körpergewichts.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.