Wie die Motte zum Licht – oder doch nicht? Weniger Nachtfalterraupen an beleuchteten Straßen

Lichtverschmutzung ist eine stetig zunehmende Folge der Urbanisierung. Laut einer aktuellen Studie hat dies auch Konsequenzen für Nachtfalterraupen: Das künstliche Licht verringert deren Vorkommen merklich – und beeinflusst anscheinend auch ihre Entwicklung.

von Sophia Marie Quante

Im Fokus der Forschung: Der Nachw
Im Fokus der Forschung: Der Nachwuchs von Nachtfaltern (Foto: Colin Davis via Unsplash)

Wir Menschen machen gern die Nacht zum Tag – und damit sind nicht nur die Nachteulen unter uns gemeint. Da wir uns bei der Wahrnehmung unserer Umgebung vor allem auf unsere Augen verlassen, fühlen wir uns nachts auf hell erleuchteten Wegen und Straßen am wohlsten. Doch die Zunahme von künstlicher Beleuchtung hat auch weitreichende Konsequenzen für unsere Umwelt und die in ihr lebenden Tiere – zum Beispiel Glühwürmchen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist davon auch der Nachwuchs von Nachtfaltern betroffen.

Hell versus Dunkel

In einem Experiment untersuchten Forschende um Douglas Boyes und Michael Pocock, wie nächtliche Straßenbeleuchtung das Leben von wildlebenden Nachtfalterraupen beeinflusst. Hierzu verglichen sie das Vorkommen und das Gewicht von Tieren aus verschiedenen Gebieten in Südengland, die sich hinsichtlich ihrer nächtlichen Beleuchtung unterschieden: Die Hälfte der Gebiete wurde durch Straßenlaternen erhellt, während die andere Hälfte im Dunkeln lag.

Straßenlaternen erleuchten die Nacht
Straßenlaternen erleuchten die Nacht (Foto: Skitterphoto via Pixabay)

Weniger aber schwerere Raupen in erleuchteten Gebieten

Die Analyse der gesammelten Daten ergab, dass die künstliche Beleuchtung den Nachtfalternachwuchs erheblich beeinflusste: Die erhellten Bereiche beheimateten durchschnittlich etwa 40 % weniger Raupen als die Bereiche ohne Beleuchtung. Außerdem brachten die Raupen aus den beleuchteten Bereichen im Schnitt ein wesentlich höheres Gewicht auf die Waage.

Fazit

Die Studie zeigt, dass Nachtfalterraupen in Gebieten mit nächtlicher Beleuchtung sowohl schwerer, als auch seltener anzutreffen sind. Wie lässt sich das erklären? Die niedrigere Zahl der Tiere führen die Forschenden vor allem darauf zurück, dass das Licht ausgewachsene Nachtfalter vermutlich stört und sie daher von der dortigen Eiablage abhält. Das höhere Gewicht deutet möglicherweise auf eine durch Stress beschleunigte Entwicklung der Raupen hin – was im späteren Leben von Nachteil sein könnte.


Zur Fach-Publikation:
Boyes, D. H.; Evans, D. M.; Fox, R.; Parsons, M. S. & Pocock, M. J. (2021): Street lighting has detrimental impacts on local insect populations. Science Advances 7.

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