Wenn sich dauerhaft immer nur einige wenige bereichern, bricht die Kooperation in einer Gruppe bald zusammen. Was allzu menschlich klingt, lässt sich einer aktuellen Studie zufolge auch bei Asiatischen Elefanten beobachten.
Menschen sind unübertroffen darin, zusammenzuarbeiten. Doch was, wenn vor allem andere von der gemeinsamen Anstrengung profitieren – und wir wiederholt leer ausgehen? Dann sinkt unsere Bereitschaft zur Kooperation für gewöhnlich rapide. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass es Asiatischen Elefanten (Elephas maximus) in dieser Hinsicht ganz ähnlich geht.
Die Studie
Ein Forschungsteam um Li-Li Li und Rui-Chang Quan untersuchte in einer Gruppe ehemaliger Arbeitselefanten, wie kooperativ sich die Tiere untereinander verhielten. Dabei setzten sie auf ein etabliertes Verfahren: Um an ein Tablett mit Futter zu gelangen, das sich außer Reichweite der Tiere befindet, müssen diese es mithilfe eines locker daran befestigten Seils zu sich heranziehen. Das schafft allerdings kein Tier allein. Denn wenn es bloß an einem Ende des Seils zieht, rutscht dieses aus seiner Verankerung, und das Tablett bleibt, wo es ist. Daher müssen stets zwei Tiere gemeinsam an je einem Ende des Seils ziehen. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2011 zeigte, dass Asiatische Elefanten unter diesen Umständen erfolgreich in Zweierteams zusammenarbeiten: Sie warteten auf ihren Partner und zogen dann gemeinsam mit ihm buchstäblich an einem Strang.
In der aktuellen Studie untersuchte das Team um Li und Quan, wie sich die in Aussicht stehende Belohnung auf die Kooperationsbereitschaft der Tiere auswirkt. Dazu stellten sie der neunköpfigen Elefantengruppe wiederholt die Seilenden zur Verfügung, variierten allerdings die Menge bzw. Verteilung des Futters auf dem Tablett: In einer ersten Phase platzierten sie dort stets zwei Schalen mit je zwei Obststücken – in einer zweiten Phase nur noch eine Schale.
Das Ergebnis
Standen zwei Schalen mit Obst in Aussicht, beobachteten die Forschenden ein hohes Maß an Kooperation: Auch wenn die Tiere sich manchmal die Plätze an den Seilenden streitig machten, gelang es in 80 Prozent der Fälle zwei Elefanten, gemeinsam das Tablett zu sich heranzuziehen.
Anders sah es aus, wenn die Forschenden nur noch eine Schale mit Obst auf das Tablett stellten. Unter diesen Umständen kooperierten die Elefanten immer seltener miteinander – bis sich schließlich gar keine Tiere mehr zusammenfanden, um gemeinsam am Seil zu ziehen.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es bei der Kooperation zwischen Elefanten auf die Belohnung ankommt, die sie erwartet. Wie lässt sich das erklären? Als sich zwei Schalen auf dem Tablett befanden, beobachteten die Forschenden nur sehr selten, dass eines der beteiligten Tiere das gesamte Futter für sich allein beanspruchte. Stand dort hingegen nur noch eine Schale, war das wesentlich häufiger der Fall. Dabei gingen die jeweils unterlegenen Tiere oftmals leer aus – und verloren rasch das Interesse an der Zusammenarbeit. Nach und nach führte das vermutlich dazu, dass die Kooperation in der Gruppe letztlich ganz zum Erliegen kam.
Zur Fach-Publikation:
Li, L.-L.; Plotnik, J. M.; Xia, S.-W.; Meaux, E. & Quan, R.-C. (2021): Cooperating elephants mitigate competition until the stakes get too high. PLoS Biology 19: e3991391.
Weitere Literatur:
Plotnik, J. M.; Lair, R.; Suphachoksahakun, W. & de Waal, F. B. M. (2011): Elephants know when they need a helping trunk in a cooperative task. Proceedings of the National Academy of Sciences USA 108: 5116-5121.
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