Ratten können Hilfsbereitschaft riechen

Ratten sind nicht nur besonders sozial, sie haben auch sehr feine Nasen. Laut einer aktuellen Studie können die Tiere sogar allein am Geruch erkennen, ob sich ein Artgenosse hilfsbereit verhält.

von Niklas Kästner

Ratten können Hilfsbereitschaft riechen
Eine Wanderratte (Foto: Reg Mckenna via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 2.0, zugeschnitten)

Wanderratten (Rattus norvegicus) verhalten sich gegenüber Artgenossen mitunter ziemlich hilfsbereit. Wie bereitwillig sie anderen helfen, hängt allerdings von ihren Erfahrungen ab – sie zeigen sich eher solchen Tieren gegenüber kooperativ, die ihnen zuvor auch geholfen haben. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass dabei Duftstoffe eine entscheidende Rolle spielen.

Die Studie

Die Wissenschaftler*innen Nina Gerber, Manon Schweinfurth und Michael Taborsky verwendeten in ihrer Studie ein etabliertes Verfahren zur Messung von Hilfsbereitschaft. Dabei sitzen zwei Tiere in benachbarten Abteilen eines Geheges. Vor dem einen Abteil befindet sich ein Tablett mit einer Belohnung. Diese kann das darin befindliche Tier aber nur erreichen, wenn sein Nachbar im anderen Abteil das Tablett näher an das Gitter befördert – indem er z. B. an einem Seil oder Griff zieht.

Die Forscher*innen machten weibliche Ratten zunächst mit der Apparatur vertraut: Die Tiere lernten, an einem Stock zu ziehen, um einer Artgenossin zu einer Belohnung zu verhelfen. Außerdem machten sie selbst wiederholt die Erfahrung, dass eine Artgenossin ihnen half. Anschließend untersuchte das Team die Rolle des Geruchs für das kooperative Verhalten der Ratten in zwei Schritten.

Schritt 1: Spielt der Geruch eine Rolle für die Hilfsbereitschaft?

Im ersten Schritt saßen die Versuchstiere zunächst für einige Minuten im Belohnungsabteil des Geheges. Im Nachbarabteil saß entweder eine Ratte, die ihnen bereitwillig half, oder eine, die ihre Hilfe verweigerte. Nach einer Pause von mehreren Stunden wurden die Rollen getauscht und die Forscher*innen beobachteten, wie hilfsbereit sich die Versuchstiere nun ihrerseits verhielten – d.h. wie oft sie am Stock zogen und wie viel Zeit bis zum ersten Ziehen verging.

Der eigentliche Kniff des Experiments: Die Partnerinnen saßen jeweils in einer Plexiglasbox, aus der die Abluft während des gesamten Experiments entweder ins Abteil der Versuchstiere oder aus dem Raum geleitet wurde. So konnte die Hälfte der Versuchstiere ihre Partnerin riechen, die andere Hälfte hingegen nicht.

Das Ergebnis: Die Versuchstiere waren deutlich hilfsbereiter, wenn die Artgenossin im Nachbarabteil ihnen zuvor auch geholfen hatte. Diesen Unterschied machten sie allerdings nur, wenn sie die Nachbarin während des Experiments auch riechen konnten. Das zeigt, dass Duftstoffe bei der Entscheidung für oder gegen das Helfen eine wichtige Rolle spielen.  

Schritt 2: Ist der Geruch ausreichend für gesteigerte Hilfsbereitschaft?

In einem nächsten Schritt untersuchten die Wissenschaftler*innen, ob allein der Geruch eines helfenden Tiers ausreicht, um die Hilfsbereitschaft der Versuchstiere zu erhöhen. Dazu trafen alle Tiere zunächst auf eine Partnerin, die ihnen nicht half und die sie nicht riechen konnten. Stattdessen leiteten die Forscher*innen Abluft aus einem identischen Testgehege in einem Nachbarraum in das Abteil der Versuchstiere. Die Luft enthielt entweder den Geruch von Ratten, die gerade ihrer Nachbarin halfen, oder von Ratten, die sich gerade nicht von ihrer hilfsbereiten Seite zeigten.

Anschließend tauschten die Versuchstiere erneut die Rollen mit ihren Partnerinnen. Würde der Geruch ihre Hilfsbereitschaft beeinflussen? Das Ergebnis war eindeutig: Die Versuchsratten verhielten sich ihren Partnerinnen gegenüber hilfsbereiter, wenn sie zuvor den Geruch einer helfenden Ratte empfangen hatten. 

Fazit

Der erste Versuch legt nahe, dass Ratten die Hilfsbereitschaft eines Gegenübers bei fehlendem Geruchskontakt schlechter einschätzen können. Der zweite Versuch zeigt, dass allein der Geruch eines helfenden Artgenossen ausreicht, um die Hilfsbereitschaft von Ratten zu vergrößern. Zusammengenommen lässt das darauf schließen, dass die Tiere anhand von Duftstoffen erkennen können, ob sie einen kooperativen oder unkooperativen Artgenossen vor sich haben. Ein beeindruckendes Ergebnis!


Zur Fach-Publikation:
Gerber, N.; Schweinfurth, M. K. & Taborsky, M. (2020): The smell of cooperation: rats increase helpful behaviour when receiving odour cues of a conspecific performing a cooperative task. Proceedings of the Royal Society B 2871: 20202327.

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Ein Kommentar

  1. Weiß nicht ob Ihr Ratten richtig kennt…Eure Studien, ha,ha….wenn man gut zu Ihnen ist,sind sie Deine Freunde…egal wo man hinkommt, sie sind Überall, und wissen wer Du bist!!!Sie sprechen mit Dir, können sie, sehr gut sogar!!! Und sie verfügen über Fähigkeiten da träumt die Wissenschaft von…z. Bsp. können Sie Ihren Körper durch jeden Gegenstand transportieren…Elektromagnetisch…genau so auch sprechen…jede Form von Geräusch…Regentropfen…Holzbalken…Umweltgeräusche halt…haben sie drauf….wenn man mit Ihn Befreundet ist…keine Laborratte, lächerlich!!!…erkennt man was die Evolution drauf!!!

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