Dachse meiden Gebiete mit hoher Wolfsaktivität

Im Territorium einer Dachsfamilie finden sich meist mehrere Bausysteme, die teils über Jahrzehnte bestehen. Eine aktuelle Studie zeigt: Liegen die Bauten in Gebieten mit hoher Wolfsaktivität, nutzen Dachse sie seltener.

von Niklas Kästner

Verstecken sich tagsüber meist in ihren Bauten: Dachse
Versteckt sich tagsüber meist unter der Erde: Der Europäische Dachs (Foto: PBarlowArt via Pixabay)

Europäische Dachse (Meles meles) sind zwar selbst Raubtiere, stehen aber nicht an der Spitze der Nahrungskette – Wölfe können ihnen durchaus gefährlich werden. Eine aktuelle Studie zeigt: Dachse nutzen Erdbauten seltener, wenn sie in Gebieten liegen, in denen ihre Feinde häufig anwesend sind.

Die Studie

Dachse verbringen mehr als die Hälfte ihrer Lebenszeit in ihren geräumigen Bausystemen – auch „Burgen“ genannt. Von diesen gibt es meist mehrere im Revier einer Dachsfamilie, die teils über Jahrzehnte genutzt und ausgebaut werden. Ein Forschungsteam um Tom Diserens und Marcin Churski interessierte sich dafür, ob die Nutzung der Bauten von der Anwesenheit von Wölfen beeinflusst wird.

Die Forscher*innen konzentrierten sich auf 17 Dachsburgen im 600 Quadratkilometer großen Białovieża Wald in Polen aus. Sie lagen in Gebieten, die unterschiedlich stark von Wölfen frequentiert wurden (diese Informationen stammen aus einer weiteren Studie). An den Eingängen der Bauten installierte das Team für zwei Monate Kamerafallen und ermittelte anhand der Aufnahmen, wie häufig die Dachse sie nutzten.

Das Ergebnis

Es ergab sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Nutzung der Bausysteme durch die Dachse und der Aktivität der Wölfe: Je stärker ein Bereich des Waldes von Wölfen frequentiert wurde, desto seltener suchten Dachse die darin liegenden Burgen auf. Auffällig war außerdem: Alle sieben Bauten, in denen die Forscher*innen Jungtiere beobachteten, lagen in Gebieten mit geringem Wolfsaufkommen.

Fazit

(Fress-)Feinde können einen enormen Einfluss auf den Alltag ihrer Beutetiere haben. Dazu passt das Ergebnis der Studie: Dachse nutzen Bausysteme in Gebieten mit hoher Wolfsaktivität seltener – insbesondere für die Jungenaufzucht. Zwar ist bei der Interpretation solcher Zusammenhänge Vorsicht geboten, da sich Ursache und Wirkung nicht eindeutig feststellen lassen. Doch dass die Dachse durch das Meiden bestimmter Waldbereiche der Bedrohung durch die Wölfe aus dem Weg gehen, erscheint äußerst plausibel.


Zur Fach-Publikation:
Diserens, T. A.; Bunicki, J. W.; Schutgens, E.; Rokx, K.; Kowalczyk, R.; Kuijper, D. P. J. & Churski, M. (2020): Fossoriality in a risky landscape: badger sett use varies with perceived wolf risk. Journal of Zoology.

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