Aufschlussreiches „Keuch-Hupen“: Flusspferde erkennen ihre Nachbarn an deren Rufen

In Afrika teilen sich oft mehrere Flusspferd-Gruppen ein Gewässer. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen: Die Tiere kennen sowohl die Rufe von Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe als auch die von Nachbarn – und können sie von denen fremder Artgenossen unterscheiden.

von Niklas Kästner

Flusspferde verbringen viel Zeit im Wasser – und geben dabei ein großes Repertoire verschiedener Laute von sich.
Flusspferde verbringen viel Zeit im Wasser – und geben dabei ein großes Repertoire verschiedener Laute von sich (Foto: Chris Stenger via Unsplash, zugeschnitten)

Flusspferde (Hippopotamus amphibius) erzeugen eine Reihe verschiedener Laute, über deren Bedeutung jedoch bisher recht wenig bekannt ist. Besonders häufig erklingt das sogenannte „wheeze-honk“ (auf Deutsch etwa „Keuch-Hupen“): ein lauter Ruf, dessen Reichweite in der Luft etwa einen Kilometer beträgt.

„Wheeze-honk“ aus dem Lautsprecher

In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende, ob Flusspferde einander an diesen charakteristischen Lauten erkennen können. Dazu spielte das Team um Julie Thévenet und Nicolas Mathevon Flusspferdgruppen in Mozambique zuvor aufgezeichnete „wheeze-honk“-Aufnahmen vor. Diese stammten entweder von Angehörigen der entsprechenden Gruppe, von Angehörigen einer im selben See lebenden Gruppe oder von Tieren aus einem anderen Gewässer.

Kotspritzen als Reaktion auf Fremde

Tatsächlich reagierten die Flusspferde auf die Rufe, zum Beispiel indem sie sich auf den Lautsprecher zu bewegten oder markierten (was sie tun, indem sie mittels heftigen Schwanzwedelns ihren Kot verspritzen). Die Intensität der Reaktion hing aber davon ab, von welchem Tier der abgespielte Ruf stammte: Bei Aufnahmen eines Artgenossen aus einem anderen Gewässer fiel die Antwort deutlich heftiger aus als bei denen eines Gruppenmitglieds oder eines Tiers aus demselben See.

Eine Gruppe Flusspferde antwortet auf einen Ruf aus dem Lautsprecher (Video: Nicolas Mathevon, Lizenz: CC BY-SA 4.0, zugeschnitten.

Fazit

Das Ergebnis des Experiments zeigt zweierlei: Zum einen können Flusspferde anhand von Rufen zwischen fremden und bekannten Artgenossen unterscheiden, und zum anderen reagieren sie auf die Anwesenheit unbekannter Tiere recht ungehalten. Die Forschenden schlagen vor, sich diese Erkenntnisse im Artenschutz zunutze zu machen: Bevor man Flusspferde umsiedelt, könnte es sich lohnen, bereits am Zielort lebende Tiere an das „Keuch-Hupen“ der Neuankömmlinge zu gewöhnen – und umgekehrt.


Zur Fach-Publikation:
Thévenet, J.; Grimault, N.; Fonseca, P. & Methevon, N. (2022): Voice-mediated interactions in a megaherbivore. Current Biology 32.

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