Gute Väter rufen länger – Partnerwahl beim Goldenen Raketenfrosch

Goldene Raketenfrosch-Männchen bewachen ihren Nachwuchs und schützen ihn vor Feinden und Austrocknung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass man besonders gute Väter an ihren Rufen erkennt – und dass Weibchen diese bevorzugen.

von Niklas Kästner

EIn Goldener Raketenfrosch
Ein Goldener Raketenfrosch (Foto: Beth Pettit)

Der Goldene Raketenfrosch (Anomaloglossus beebei) lebt in den Wäldern Guyanas. Er besticht nicht nur durch seinen Namen, sondern auch durch das außergewöhnliche Brutpflege-Verhalten der Männchen. Diese locken paarungswillige Weibchen mittels Werberufen in ihr Territorium. Die befruchteten Eier werden dort in winzige Wasservorkommen gelegt, die sich zwischen den Blättern von Bromelien bilden. Die väterliche Fürsorge besteht darin, dass die Männchen die Eier und die sich entwickelnden Kaulquappen bewachen. Aber das ist noch nicht alles: wenn nötig, transportieren sie diese sogar zu neuen Tümpelchen mit mehr Futter und weniger Feinden.

Die einzelnen Männchen unterscheiden sich allerdings deutlich darin, wie viel Zeit sie täglich für die Brutpflege aufwenden. Für diese Variation interessierten sich die Forscherin Beth Pettitt und ihre Kollegen Godfrey Bourne und Mark Bee: Sie wollten herausfinden, ob die Intensität der väterlichen Fürsorge eine Rolle bei der Partnerwahl durch die Weibchen spielt. Zu diesem Zweck führten sie mehrere Versuche durch.

Rolle der väterlichen Fürsorge

Zunächst wollte das Team nachweisen, dass die Nachkommen von der väterlichen Fürsorge tatsächlich wesentlich profitieren. Dazu verglich es den Bruterfolg in Territorien mit anwesendem Männchen mit dem Bruterfolg in Territorien, aus denen das Männchen zuvor entfernt wurde. Wie erwartet schlüpften signifikant mehr Kaulquappen in den Gelegen mit anwesendem Männchen – die väterliche Fürsorge wirkt also.

Werberufe und väterliche Fürsorge

Im nächsten Schritt wurde untersucht, ob sich gute Väter an ihren Werberufen erkennen lassen. Dazu beobachtete das Team das Brutpflege-Verhalten der männlichen Frösche und nahm außerdem ihre Rufe auf. Tatsächlich ergab sich bei der Analyse ein starker Zusammenhang zwischen der Intensität der väterlichen Fürsorge und der Länge der Werberufe: Die Rufe besserer Väter waren länger. Die Nachkommen solcher Männchen schienen auch höhere Überlebenschancen zu haben – dies ließ sich allerdings nicht statistisch absichern.

Ein wichtiger Kontrollversuch

Der letzte Teil der Studie war ein Wahlexperiment. Paarungsbereite Weibchen wurden in eine Arena gesetzt. Auf zwei gegenüberliegenden Seiten der Arena wurden künstlich erzeugte Männchen-Rufe abgespielt, die sich ausschließlich in ihrer Länge unterschieden. Nun wurde gemessen, von welchen Rufen das Weibchen angezogen wurde. Das eindeutige Ergebnis: Die Weibchen bevorzugten die längeren Rufe.

Vorsicht bei der Interpretation

Weibliche Goldene Raketenfrösche bevorzugen also die Rufe von Männchen, die ein hohes Maß an Fürsorge für ihre Nachkommen zeigen. Beweist das aber auch, dass die Weibchen die Männchen wählen, weil sie gute Väter sind? Hier muss man vorsichtig sein, wie auch das Team um Beth Pettitt deutlich macht. Dass zwei Faktoren zusammenhängen, beweist allein noch keine Kausalität. Für diese Hypothese hätte es gesprochen, wenn der Nachwuchs besserer Väter auch tatsächlich bessere Überlebenschancen gehabt hätte. Somit würden Weibchen von einer Paarung mit besonders guten Vätern durch höheren Fortpflanzungserfolg profitieren. Doch das ließ sich durch die Versuche nicht eindeutig belegen.

Vielleicht gibt es noch einen ganz anderen Grund, warum die Weibchen die langen Rufe so anziehend finden – und die intensivere Brutpflege der Männchen ist nur ein Nebeneffekt. Das lässt sich vielleicht durch zukünftige Studien herausfinden.

Fazit

Auch wenn kein eindeutiger Schluss möglich ist, legen die Ergebnisse der Studie zumindest nahe, dass die Vaterqualitäten der Goldenen Raketenfrösche bei der Wahl durch die Weibchen eine Rolle spielen. Damit geben sie einen wertvollen ersten Einblick in das Partnerwahlverhalten dieser faszinierenden Amphibienart und bilden einen hervorragenden Anknüpfungspunkt für weitere Untersuchungen.


Zur Fach-Publikation:
Pettit, B. A.; Bourne, G. R. & Bee, M. A. (2020): Females prefer the calls of better fathers in a Neotropical frog with biparental care. Behavioral Ecology 31: 152-163.

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