Große Hummeln betreiben mehr Lernaufwand, wenn es sich besonders lohnt

Hummeln prägen sich die Position von Blüten mithilfe spezieller Lernflüge ein. Einer aktuellen Studie zufolge betreiben größere Hummeln dabei mehr Aufwand, wenn die Nahrungsquelle besonders ergiebig ist – während der Einsatz ihrer kleineren Artgenossen generell vergleichsweise gering ausfällt.

von Tobias Zimmermann

Große Hummeln betreiben Lernaufwand nach Augenmaß
Eine Dunkle Erdhummel bei der Arbeit (Foto: Kathy Büscher via Pixabay, zugeschnitten)

Beim Sammeln von Pollen und Nektar profitieren Hummeln von der Fähigkeit, sich den Standort besonders ergiebiger Blüten zu merken. Dazu gehen die Arbeiterinnen nach einer ersten Kostprobe auf einen ausgiebigen Lernflug: Sie kreisen um die Blüte und fliegen wiederholt mit Anlauf darauf zu. So prägen sie sich das Aussehen und die Umgebung der Nahrungsquelle ein.

Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) gehört zu den größten und in Europa am häufigsten vorkommenden Hummelarten. Die Arbeiterinnen dieser Art unterscheiden sich allerdings teils erheblich in ihrer Körpergröße – und das unabhängig von ihrem Alter. Einer aktuellen Studie zufolge hat dies entscheidenden Einfluss darauf, wie viel Lernaufwand die Tiere bei der Nahrungssuche betreiben: Größere Hummeln prägen sich nährstoffreichere Blüten wesentlich engagierter ein als es ihre kleineren Artgenossen tun.

Die Studie

In einem Gewächshaus untersuchte ein Forschungsteam um Elisa Frasnelli, Théo Robert und Natalie Hempel de Ibarra an Dunklen Erdhummeln aus sechs Kolonien, ob der Nährstoffgehalt einer Blüte den Lernaufwand der Insekten beeinflusste. Dazu fingen die Forschenden einzelne Tiere ein, nachdem diese erstmals ihr Nest verlassen hatten, und setzten sie auf eine künstliche Blüte. Diese bestand aus einem kleinen violetten Kunststoffring, in dessen Zentrum sich ein Kunststoffgefäß mit einer Zuckerlösung befand. Drei schwarze Zylinder rund um die künstliche Blüte dienten den Hummeln als Orientierungspunkte.

Bei einem Teil der Hummeln betrug die Zuckerkonzentration der Lösung 20 Prozent, beim anderen Teil 50 Prozent. Solche unterschiedlichen Zuckergehalte finden sich auch im Nektar von Blüten, die Erdhummeln in freier Natur aufsuchen. Das Forschungsteam zeichnete die Lernflüge der Hummeln per Videokamera auf und analysierte sie anschließend unter Berücksichtigung der Körpergröße.

Die Ergebnisse

Interessanterweise hing es maßgeblich von der Körpergröße der Hummeln ab, ob sie ihren Lernaufwand den unterschiedlich konzentrierten Zuckerlösungen anpassten. Überdurchschnittlich große Hummeln machten nach dem Trinken der 50-prozentigen Zuckerlösung deutlich längere Lernflüge und richteten ihren Blick dabei wesentlich häufiger und länger auf die Blüte als nach dem Trinken der 20-prozentigen Lösung. Kleine Hummeln zeigten diesen Mehraufwand bei der besonders ergiebigen Blüte hingegen nicht – ihre Lernflüge waren stets vergleichsweise verhalten.

Fazit

Die Ergebnisse legen nahe, dass die Körpergröße von Dunklen Erdhummeln deren Lernaufwand bei der Nahrungssuche entscheidend beeinflusst: Größere Hummeln bringen besonders viel Zeit dafür auf, um sich nährstoffreiche Blüten und deren Standort einzuprägen. Kleinere Hummeln betreiben dagegen ungeachtet des Nährstoffgehalts einen vergleichsweise geringen Lernaufwand.

Wie lässt sich das erklären? Größere Hummeln sind in der Lage, weitere Strecken zu fliegen und mehr Nahrung zum Nest zu befördern. Sie können beim Ansteuern von Nektarquellen daher vermutlich wählerischer sein als ihre kleineren Artgenossen – und betreiben entsprechend mehr Lernaufwand bei besonders ergiebigen Blüten.


Zur Fach-Publikation:
Frasnelli, E.; Robert, T.; Chow, P. K. Y.; Scales, B.; Gibson, S.; Manning, N., Philippides, A. O.; Collett, T. S. & Hempel de Ibarra, N. (2020): Small and large bumblebees invest differently when learning about flowers. Current Biology 31, 1–7.

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