Da ist das Futter! Hunde zeigen Verstecke abhängig vom Kenntnisstand und von der Hilfsbereitschaft ihres Gegenübers

Brauchen Hunde Hilfe, um an Futter zu gelangen, weisen sie Menschen oft mit intensiven Blicken auf das Objekt ihrer Begierde hin. Dabei berücksichtigen sie einer aktuellen Studie zufolge unter anderem, ob ihr Gegenüber bereits weiß, wo es sich befindet.

von Niklas Kästner

Hunde „zeigen“ mit ihren Blicken (Foto: Jamie Street via Unsplash)

Wenn wir andere auf etwas in unserer Umgebung aufmerksam machen wollen, zeigen wir oftmals mit dem Finger darauf – eine Geste, die nicht nur andere Menschen, sondern auch Hunde verstehen. Letztere sind umgekehrt selbst in der Lage, ihren Bezugspersonen solche Hinweise zu geben. Dabei setzten sie allerdings für gewöhnlich nicht ihre Pfoten ein, sondern ihre Augen: Sie schauen zunächst ihr Gegenüber an und blicken dann intensiv in die entsprechende Richtung. Mitunter stupsen sie die Person sogar zunächst an, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

In einer aktuellen Studie haben Forschende um Marianne Heberlein, Lina Oberliessen und Dennis Turner dieses „Zeigen“ der Hunde genauer untersucht. Konkret wollten sie wissen: Hängt das Verhalten nur von den Absichten und Begehrlichkeiten der Tiere selbst ab – oder passen sie es ihrem Gegenüber an?

Kennt mein Mensch das Versteck?

In einem ersten Experiment untersuchten das Team, ob Hunde den Kenntnisstand ihrer Bezugsperson berücksichtigen. Dazu durchliefen rund zwanzig Hunde zunächst eine Trainingsphase. In dieser lernten sie, dass in einem Raum an drei unterschiedlichen Orten Futter versteckt sein konnte. Sie selbst waren nicht in der Lage, daran zu gelangen, und mussten sich dazu auf die Hilfe ihres Menschen verlassen.

Anschließend folgte der entscheidende Teil des Versuchs: Eine fremde Person trat ein, versteckte Futter an einem der drei Orte und ging dann wieder. In der Hälfte der Durchläufe blieb die Bezugsperson des Hundes während dieser Zeit im Raum; in der anderen Hälfte der Durchläufe verließ sie diesen und kehrte erst wieder zurück, nachdem die fremde Person das Futter versteckt hatte. Nun beobachtete das Team, wie die Hunde sich verhielten, während ihr Mensch für eine Minute ruhig auf einem Stuhl saß. Das Ergebnis: Wusste ihre Bezugsperson nicht, wo sich das Futter befand, weil sie abwesend gewesen war, wiesen die Hunde sie deutlich häufiger mit intensiven Blicken auf das korrekte Versteck hin.

Ist von dieser Person Hilfe zu erwarten?

In einem zweiten Experiment wollte das Team wissen: Passen Hunde ihre Kommunikation daran an, wie viel Hilfsbereitschaft sie von einer bestimmten Person zu erwarten haben?

Für den Versuch nutzten sie wieder den Raum aus dem ersten Experiment. Dieses Mal versteckte jedoch die Bezugsperson des Hundes das Futter an einem der drei Orte und verließ den Raum. Anschließend trat je nach Durchlauf eine von zwei Experimentatorinnen ein und setzte sich für eine Minute auf den Stuhl. Die Hunde hatten beide Frauen zuvor kennengelernt, jedoch grundlegend unterschiedliche Erfahrungen mit ihnen gemacht: Die eine hatte sie wiederholt gerufen und ihnen dann eine Belohnung gegeben; die andere hatte sie ebenfalls gerufen – die Belohnung dann aber stets selbst gegessen.

Wieder beobachteten die Forschenden das Verhalten der Hunde. Das Ergebnis war verblüffend: Die Hunde wiesen die Person, die sie zuvor als hilfsbereit erlebt hatten, deutlich häufiger auf das korrekte Versteck hin als die egoistische Person. Letzterer wiederum gaben sie hingegen wesentlich häufiger einen falschen Hinweis – indem sie intensiv auf eins der drei möglichen Verstecke blickten, in dem sich diesmal kein Futter befand. 

Fazit

Die beiden Experimente der Forschenden lassen darauf schließen, dass Hunde in der Lage sind, ihre Kommunikation flexibel ihrem Gegenüber anzupassen. So weisen sie ihre Bezugsperson intensiver auf ein Versteck mit Futter hin, wenn diese nicht weiß, wo es sich befindet. Zudem zeigen sie einer hilfsbereiten Person häufiger an, wo sich Futter befindet, als einer egoistischen Person. Und mehr noch: Die Ergebnisse des Teams legen sogar nahe, dass die Hunde Letztere womöglich täuschen wollten – da sie in deren Anwesenheit mit ihren Blicken auffallend häufig auf ein falsches Versteck verwiesen.

Zur Fach-Publikation:
Heberlein, M. T. E.; Oberliessen, L. V.; Virányi, Z.; Lutonsky, C. & Turner, D. C. (2025): Showing – intentional communication – in dogs (Canis familiaris). Frontiers in Psychology.

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