„Oh wie süß!“ – das ist häufig unser freudiger Ausruf, wenn wir ein Baby oder Jungtier sehen. Die kleinen Wesen zaubern uns unwillkürlich ein Lächeln ins Gesicht. Doch warum ist das eigentlich so?
Das Baby mit seinen Pausbacken, der Hundewelpe mit seinen Kulleraugen oder der Koala mit seinem runden Gesicht – bei ihrem Anblick wird uns warm ums Herz. Doch wieso empfinden wir so? Und warum geht es uns meist anders, wenn wir zum Beispiel einen faltigen Nacktmull sehen? Das liegt daran, dass erstere die typischen Merkmale des sogenannten „Kindchenschemas“ aufweisen, letzterer hingegen für gewöhnlich eher nicht.
Die Merkmale des Kindchenschemas
Bereits im Jahr 1943 definierte Konrad Lorenz den Begriff des Kindchenschemas als eine Sammlung von körperlichen Merkmalen, die von Erwachsenen als niedlich wahrgenommen werden und in ihnen den Wunsch nach Fürsorge auslösen: darunter ein verhältnismäßig großer Kopf mit einer hohen Stirn, kurze Extremitäten, große Augen, eine kleine Nase und ein kleiner Mund. All das sind Eigenschaften, die sowohl kleine Kinder als auch viele Jungtiere aufweisen.
Wie das Kindchenschema wirkt
Inzwischen ist sogar mehr darüber bekannt, welcher Mechanismus der Wirkung des Kindchenschemas zugrunde liegt. Der Einsatz von bildgebenden Verfahren enthüllte: Wenn wir die Merkmale des Kindchenschemas wahrnehmen, kommt es zu einer Aktivierung des Belohnungssystems in unserem Gehirn (konkret: dem sogenannten Nucleus accumbens). Das wiederum dürfte für die positiven Gefühle sorgen, die wir beim Anblick von Babys und „niedlichen“ Tieren empfinden – und das Bedürfnis wecken, uns um sie zu kümmern.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Das Kindchenschema beschreibt eine Anzahl von optischen Merkmalen, die unwillkürlich Gefühle der Zuneigung in uns auslösen. Und das funktioniert nicht nur bei menschlichen Babys, sondern auch bei manchen Tieren – und sogar bei unbelebten Gegenständen, wie einem Kuscheltier oder einem rundlichen Auto mit großen Scheinwerfern.
Literatur
Glocker, M. L.; Langleben, D. D.; Ruparel, K.; Loughead, J. W.; Gur, R. C., & Sachser, N. (2009): Baby Schema in Infant Faces Induces Cuteness Perception and Motivation for Caretaking in Adults. Ethology 115.
Glocker, M. L.; Langleben, D. D.; Ruparel, K.; Loughead, J. W.; Valdez, J. N.; Griffin, M. D.; Sachser, N., & Gur, R. C. (2009): Baby schema modulates the brain reward system in nulliparous women. Proceedings of the National Academy of Sciences USA 106.
Hinde, R. A., & Barden, L. A. (1985): The Evolution of the Teddy Bear. Animal Behaviour 33.
Lorenz, K. Z. (1943): Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung. Zeitschrift für Tierphysiologie 5.
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