Mäusemännchen verstopfen nach der Paarung die Vagina – und bremsen so die Spermien der Konkurrenz aus

Paaren sich Weibchen mit mehreren Partnern, wetteifern deren Spermien um die Befruchtung der Eizellen. Eine aktuelle Studie an Rötelmäusen zeigt, dass Männchen sich einen Vorteil bei der Spermienkonkurrenz verschaffen können, indem sie einen Eiweißpfropfen in der Vagina zurücklassen. 

von Niklas Kästner

Im Fokus der Studie: Spermienkonkurrenz bei Rötelmäusen
Eine Rötelmaus (Foto: Christian Schulz via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE, zugeschnitten)

Für die Männchen vieler Tierarten endet das Ringen um den Fortpflanzungserfolg nicht mit der Paarung. Wenn Weibchen mit mehreren Partnern kopulieren, wetteifern deren Spermien um die Befruchtung der Eizellen – man spricht von Spermienkonkurrenz. Dabei kann es für die Männchen von Vorteil sein, das Sperma der Konkurrenz auszubremsen. Eine aktuelle Studie an Rötelmäusen (Myodes glareolus) zeigt, dass ihnen das gelingen kann, indem sie nach der Paarung die Vagina verstopfen. 

Die Studie

Männliche Rötelmäuse hinterlassen – wie die Männchen diverser anderer Arten – nach der Paarung einen Pfropfen (Englisch: mating plug) in der Vagina des Weibchens, der sich aus verklumpendem Eiweiß im Ejakulat bildet. Inwieweit dieser „Verschluss“ tatsächlich Einfluss auf die Spermienkonkurrenz nimmt, hat ein Forschungsteam um Paula Stockley und Robert Beynon in einem geschickten Experiment untersucht.

Die Forscher*innen ließen 17 Rötelmaus-Weibchen nacheinander mit jeweils zwei Männchen kopulieren. Einem der beiden hatten sie zuvor Nahrung mit einer per Isotop markierten Aminosäue gefüttert. Warum? Die Aminosäure wurde von den Mäusen in die Proteine im Ejakulat eingebaut – so konnte das Forschungsteam deren „Urheber“ zurückverfolgen.

Das Ergebnis

Schon länger ist bekannt, dass sowohl die Weibchen selbst als auch konkurrierende Männchen Eiweißpfropfen aus der Vagina enfernten können. Das bestätigte der Versuch: Bei gut drei Viertel der Weibchen stammte das verklumpte Eiweiß ausschließlich vom zweiten Paarungspartner. Allerdings: In den Fällen, in denen der Pfropfen des ersten Männchens fortbestand, gelangten deutlich weniger Spermien des Konkurrenten in die Gebärmutter. Das belegt, dass die Eiweißbarriere durchaus Wirkung zeigen kann. Unterstrichen wird dies von einem weiteren Ergebnis: Je größer der Eiweißpfropfen, den ein Männchen produzierte, desto weniger Spermien seines Nachfolgers erreichten die Gebärmutter – unabhängig davon, ob er entfernt wurde.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Ein Eiweißpfropfen in der Vagina kann den Spermien der Konkurrenz tatsächlich das Leben schwer machen. Damit liefert die Untersuchung einen faszinierenden Einblick in die Welt der Spermienkonkurrenz – ermöglicht durch den geschickten Einsatz moderner Methoden.


Zur Fach-Publikation:
Stockley, P.; Franco, C.; Claydon, A. J.; Davidson, A.; Hammond, D. E.; Brownridge, P. J.; Hurst, J. L. & Beynon, R.J. (2020): Revealing mechanisms of mating plug function under sexual selection. Proceedings of the National Academy of Sciences USA.

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