Fortpflanzung bei Glasfröschen: Fürsorgliche Väter haben kleinere Hoden

Bei einigen Glasfrosch-Arten kümmern sich die Männchen um ihren Nachwuchs, bei anderen machen sie sich nach der Paarung aus dem Staub. Eine aktuelle Studie zeigt nun: Im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht haben die Brutpflege betreibenden Väter im Schnitt kleinere Hoden.

von Niklas Kästner

Ein Glasfrosch der Art Espadarana (Centrolene) prosoblepon, bei der die Männchen sich nicht ausdauernd um den Nachwuchs kümmern (Foto: Brian Gratwicke via Flickr, Lizenz: CC BY 2.0, zugeschnitten)

Glasfrösche paaren sich für gewöhnlich auf Blättern, die über Gewässern hängen. Wie bei anderen Fröschen auch erfolgt die Befruchtung dabei außerhalb des Körpers: Während das Weibchen die Eier ablegt, werden diese vom Männchen befruchtet. Bei einigen Glasfrosch-Arten verlassen die Männchen anschließend die Blätter – bei anderen bleiben sie jedoch in der Nähe und kümmern sich intensiv um ihren Nachwuchs: Sie beschützen den Laich vor Fressfeinden und sorgen für genug Feuchtigkeit, bis schließlich die Kaulquappen schlüpfen und ins Wasser fallen.

Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung sammelten Forschende um Anyelet Valencia-Aguilar und Cynthia Prado Daten zur Hoden- und Körpergröße von männlichen Glasfröschen aus insgesamt 37 der 160 bekannten Arten. Dabei stellten sie fest: Bei Arten mit väterlicher Fürsorge besaßen die Männchen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht im Durchschnitt kleinere Hoden als bei Arten ohne väterliche Fürsorge. Wie lässt sich das erklären?

Ein Glasfrosch der Art Hyalinobatrachium colymbiphyllum, bei der die Männchen sich nach der Paarung um ihren Nachwuchs kümmern (Foto: bgv23 via Flickr, Lizenz: CC BY 2.0, zugeschnitten).

Je kleiner die Hoden, desto geringer das Potenzial zur Bildung von Geschlechtszellen. Aus evolutionsbiologischer Perspektive legt das Ergebnis der Studie daher nahe, dass es für Männchen, die sich um ihren Nachwuchs kümmern, weniger darauf ankommt, möglichst viele Spermien zu produzieren. Warum das so ist, lässt sich allerdings nicht klar sagen.

Eine Möglichkeit wäre, dass sich die Männchen infolge der aufwendigen Brutpflege insgesamt seltener paaren und deshalb die Gefahr nicht so groß ist, dass ihnen die Spermien ausgehen. Den Forschenden zufolge könnte aber auch eine Rolle spielen, dass die Samenzellen der fürsorglichen Väter weniger Konkurrenz ausgesetzt sind – denn dadurch, dass die Männchen den Laich nach der Ablage bewachen, verhindern sie auch, dass andere Männchen versuchen, die frisch abgelegten Eier mit ihren Spermien zu befruchten.

Glasfrösche tragen ihren Namen übrigens wegen ihrer durchscheinenden Haut. In den hier verlinkten Artikeln erfahren Sie, wie ihnen dieses Merkmal bei der Tarnung hilft und welche Rolle die Leber dabei spielt.


Zur Fach-Publikation:
Valencia-Aguilar, A.; Ringler, E.; Lüpold, S.; Guayasamin, J. M. & Prado, C. P. (2024): Evolutionary trade-offs between testes size and parenting in Neotropical glassfrogs. Proceedings of the Royal Society B.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert