Körperpflege mit Steinen: Ein Kea ohne Oberschnabel weiß sich zu helfen

Keas verbringen viel Zeit damit, ihr Gefieder zu pflegen. Doch was, wenn ein wichtiges Hilfsmittel nur teilweise vorhanden ist? In einer aktuellen Studie berichten Forschende von einem Kea ohne Oberschnabel, der für die Körperpflege kleine Steine zu Hilfe nimmt.

von Niklas Kästner

Dem Kea Bruce fehlt ein großer Teil seines Oberschnabels.
Dem Kea Bruce fehlt ein großer Teil seines Oberschnabels (Foto: Patrick Wood, University of Auckland; zugeschnitten)

Der Kea (Nestor notabilis) Bruce wurde als Jungvogel in der Wildnis aufgegriffen – mit einem nahezu gänzlich fehlenden Oberschnabel. Inzwischen lebt er seit einigen Jahren in einem neuseeländischen Wildpark, dem Willowbank Wildlife Reserve. Er hat sich dort gut mit seiner körperlichen Besonderheit arrangiert und kann sogar ohne Zuhilfenahme seiner Füße Gegenstände fassen, indem er sie einfach zwischen Unterschnabel und Zunge klemmt.

Bruce hält einen Stock zwischen Unterschnabel und Zunge (Foto: Patrick Wood, University of Auckland; zugeschnitten)

Vor einiger Zeit fiel Mitarbeitenden des Wildparks auf, dass Bruce so ab und an kleine Kieselsteine festhält, während er sein Gefieder pflegt. Dieses Verhalten schaute sich ein Forschungsteam um Amalia Bastos und Alex Taylor im Rahmen einer aktuellen Studie genauer an. Könnte es sein, dass Bruce die Steine gezielt als Werkzeuge bei der Körperpflege einsetzt?

Im Verlauf von neun Tagen beobachteten die Forschenden 30-mal, wie Bruce einen Stein zwischen Unterschnabel und Zunge klemmte und sich dann der Körperpflege widmete. Ließ er ihn währenddessen fallen, hob er ihn fast jedes Mal wieder auf. Darüber hinaus suchte Bruce die Kiesel nicht wahllos aus, sondern er bevorzugte solche einer bestimmten Größe. All das spricht dafür, dass er beim Einsatz der Steine tatsächlich gezielt vorgeht.

Bewegte Bilder von Bruce: Der Kea hält einen kleinen Stein zwischen Unterschnabel und Zunge, um sich sich damit der Gefiederflege zu widmen (Video: Patrick Wood, University of Auckland; Wiedergabegeschwindigkeit teilweise reduziert)

Fazit

Die Beobachtungen der Forschenden zeigen: Der besondere Kea Bruce hat offenbar gelernt, Kieselsteine als Werkzeuge bei der Körperpflege einzusetzen. Das Team hält es für denkbar, dass er dadurch ein besseres Ergebnis erzielt, als es ihm ansonsten aufgrund seines fehlenden Oberschnabels möglich wäre – beispielsweise indem der Gebrauch der Steine das Entfernen von Parasiten erleichtert.

Zur Fach-Publikation:
Bastos, A. P. M.; Horváth, K.; Webb, J. L.; Wood, P. M. & Taylor, A. H. (2021): Self-care tooling innovation in a disabled kea (Nestor notabilis). Scientific Reports 11: 18035.

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