Kuckucke kommen sich in die Quere: Fünf Eier ins selbe Nest geschmuggelt

Kuckucke legen ihre Eier in die Nester kleinerer Singvögel. Eine aktuelle Studie beschreibt einen Fall, bei dem sich vermutlich gleich fünf Weibchen dasselbe Nest aussuchten – was letztlich nur für eins der Kuckuckskinder gut ausging.

von Niklas Kästner

Bekannte Brutschmarotzer: Kuckucke
Spart sich die Jungenaufzucht: der Kuckuck (Foto: Andy Morffew via Flickr, Lizenz: CC BY 2.0, zugeschnitten)

Derzeit ist das Brutgeschäft bei vielen unserer heimischen Vögel in vollem Gange. Die Weibchen des Kuckucks (Cuculus canorus) machen es sich in dieser Hinsicht leicht: Sie legen ihre Eier in die Nester kleinerer Singvögel, die für sie die Jungenaufzucht übernehmen – sofern sie den Schwindel nicht bemerken. Sobald ein Kuckuckküken schlüpft, wirft es die übrigen Eier und bereits geschlüpfte Jungvögel aus dem Nest, sodass es seine unfreiwilligen Adoptiveltern ganz für sich allein hat. Entsprechend überrascht es nicht, dass Kuckuckweibchen jeweils nur ein Ei in ein fremdes Nest schmuggeln.

Doch was, wenn sich mehrere Kuckucke dieselben Opfer ausgesucht haben? Dann läuft ihr Nachwuchs Gefahr, von einem Artgenossen aus dem Nest befördert zu werden. Einen besonders drastischen Fall einer solchen „Mehrfachbelegung“ schildert der Forscher Attila Marton in einer aktuellen Studie.

In diesem Nest sind zwei Kuckucke und ein Rohrsänger zur gleichen Zeit geschlüpft. In einem solchen Fall werfen die jungen Brutparasiten nicht nur, wie hier zu sehen, den Nachwuchs der Wirtseltern aus dem Nest – sondern ringen auch miteinander, bis letztlich nur ein Küken verbleibt. (Foto: Balázs Szendőfi, zugeschnitten)

Die Studie

In einem ungarischen Untersuchungsgebiet kontrollierten Forschende das Nest eines Drosselrohrsängerpaars (Acrocephalus arundinaceus) und machten eine erstaunliche Entdeckung: Von acht vorhandenen Eiern stammten nur drei von den Nesteigentümern – bei den restlichen fünf handelte es sich um Kuckuckseier. Eines davon war im Nestboden vergraben, möglicherweise weil die Drosselrohrsänger in diesem Fall den Betrug bemerkt hatten. Doch das restliche Gelege bebrüteten die Vögel gewissenhaft – bis nach zehn Tagen ein junger Kuckuck schlüpfte, der die sechs nicht vergrabenen Eier umgehend aus dem Nest warf. Bei einem weiteren Besuch der Forschenden nach einigen Tagen war der Jungvogel in bester Verfassung.

Ein Blick in das Nest – die Kuckuckseier sind mit einem Stern markiert (Foto: Marton 2021, Lizenz: CC BY 4.0, zugeschnitten)

Fazit

Selten landen mehrere Kuckuckseier im selben Nest. Dass es im beschriebenen Fall gleich fünf waren, ist eine echte Ausnahme. Diese ist laut dem Autor der Studie auf besondere ökologische Bedingungen im Untersuchungsgebiet zurückzuführen: Dort leben außergewöhnlich viele Kuckucke. Gleichzeitig brüten die Drosselrohrsänger in schmalen Schilfstreifen entlang von Bewässerungskanälen, in denen ihre Nester relativ leicht zu entdecken sind. Deshalb kommen sich die Brutparasiten dort im Vergleich zu anderen Regionen vermutlich besonders häufig in die Quere.


Zur Fach-Publikation:
Marton, A. (2021): Quintuple parasitism of a great reed warbler nest by common cuckoos. Ecology and Evolution.

Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert