Eine aktuelle Studie zeigt, wie gravierend sich die Lichtverschmutzung weltweit auf die Aktivität verschiedener Vogelarten auswirkt: In den hellsten Gebieten sangen sie morgens im Schnitt 18 Minuten eher als in den dunkelsten – und abends ganze 32 Minuten länger.

Die Forschenden Brent Pease und Neil Gilbert werteten im Rahmen der Untersuchung einen riesigen Datensatz aus: Sie griffen auf mehrere Millionen Tonaufnahmen zurück, die an fast 8.000 Orten auf der ganzen Welt gemacht wurden. Möglich wurde das durch das Projekt „BirdWeather“, an dem sich Freiwillige beteiligen können, indem sie Aufnahmegeräte in der Natur deponieren, die Vogellaute aufzeichnen und in eine Online-Bibliothek einspeisen.
Die Analyse der Gesänge von fast 600 Vogelarten zeigte: Im Durchschnitt waren die Tiere in den hellsten Gebieten rund 50 Minuten länger aktiv. Ein besonders starker Effekt von rund anderthalb Stunden zeigte sich dabei bei Vögeln mit verhältnismäßig großen Augen. Zudem waren Arten, die in offenen Nestern brüten, mit einer längeren Aktivitätszeit von 57 Minuten im Schnitt wesentlich stärker betroffen als Höhlenbrüter mit 20 Minuten.
Die Ergebnisse zeigen einmal mehr eindrucksvoll, wie gravierend unsere Lebensweise viele wildlebende Tiere beeinflusst. Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass sich anhand der Daten nicht beurteilen lässt, welche Konsequenzen die verlängerte Aktivität für die Vögel hat. So ist es einerseits möglich, dass sie sich negativ auswirkt, beispielsweise indem sich ihre Ruhezeit reduziert. Andererseits ist aber auch denkbar, dass sie dadurch profitieren – weil sie beispielsweise mehr Zeit haben, um Nahrung zu suchen bzw. ihren Nachwuchs zu füttern.
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Zur Fach-Publikation:
Pease, B. S. & Gilbert, N. A. (2025): Light pollution prolongs avian activity. Science.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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